Festival in München: Wenn Theater Wünsche erfüllt

Das einmalige Festival Freischwimmer Meets Rodeo läuft noch bis zum Wochenende.
Mathias Hejny |
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Das Stück "Innuendo" erinnert auch an Freddie Mercury.
Das Stück "Innuendo" erinnert auch an Freddie Mercury. © Michael Mönnich

München - Halbzeit für das Festival Freischwimmer Meets Rodeo, das zum ersten und auch zum letzten Mal stattfinden wird. Genaue Zahlen gibt es natürlich noch nicht, aber Pressesprecherin Claudia Illi schätzt die Auslastung bisher auf deutlich über 80 Prozent. Beide Formate werden zweijährig wieder getrennte Wege gehen: Die Freischwimmer laden zum Treffen der freien Theater an bundesweit wechselnden Standorten, die Rodeo-Reiter feiern ihr Festival der lokalen Off-Szene und pflegen Produktionen aus heimischem Anbau.

Zu diesen unter den insgesamt 15 Inszenierungen in sechs Spielstätten gehört die Premiere von "Luft!", die erste Produktion der Hard Art Worker. Die fünf harten Kunstarbeiterinnen und auch Kunstarbeiter aus unterschiedlichen Sparten beschäftigten sich im Mucca in einer dem Tanz (Choreografie: Robert Erby) nahen Performance unter der Regie von Klaudia Schmidt mit dem titelgebenden Gasgemisch, das zu 78 Prozent aus Stickstoff besteht. Frau Dr. Luft (Zuzanna Erby) findet, "das klingt nicht gerade optimistisch".

Die "Wahrnehmung mit guter Laune" bebildert, vertont und betanzt die Luft mit ihren auch mal stürmischen Bewegungen in ihrer ganzen Ambivalenz nicht nur als "lebensspendend", sondern auch als "todbringend". Aber man "atmet gerne", und das Atmen ermöglicht, Klänge zu erzeugen, ob mit einer Muschel oder einer Orgelpfeife (Musik: Christofer Varner). Es sind einfache, aber schöne Bilder (Ausstattung: Katharina Schmidt), in denen der allumfassende Äther immer wieder in wie spirituell ritualisierten Handlungen verehrt wird.

Es geht um die Wahrnehmung des Theaters

Den Grundlagen sind auch die Apokalyptischen Tänzerinnen auf der Spur. Hier geht es um die Wahrnehmung des Theaters und die Beziehungen zwischen Theaterspielenden und Zuschauenden. Das Kollektiv aus Stuttgart versprach im Pathos München "The Most Consumable Show On Earth". Nach einer Einführung in die unterschiedlichen Techniken des Applaudierens wird das Publikum befragt, welche der vorgestellten Theaterformen es sich wünscht und wie die Performer auftreten. Die Ergebnisse dieser "Diktatur der Mehrheit" werden von einem "Applausometer" ermittelt und schließlich kommt es zur Aufführung der verbraucherfreundlichsten Show auf der Erde.

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Der spielerische Ansatz von Vermittlung kulturellen Basiswissens ist bisher nur auf dem Entwicklungsstand eines so genannten "Try Out". Wenn die freundliche Truppe mehr über ihr Projekt herausgefunden hat und noch ein wenig an der schauspielerischen Qualität arbeitet, könnte der Eindruck verfliegen, einer Schulparty beizuwohnen, deren Programm vom Kunst-Leistungskurs kommt. Wie darstellerische Klasse aussehen kann, lässt sich hingegen bei "Innuendo" betrachten, das noch heute im Schwere Reiter gezeigt wird.

Diese "erzählte Biografie" aus dem Jahr 2020 ist eine weitere interessante Farbe dieses Doppelfestivals. Regisseurin Lea Ralfs inszenierte mit einem Text von Jan Geiger ein Stück über ihre eigene Kindheit und Jugend.

Die famose Mara Widmann spielt diese Lea, bei der der Großvater Hans und die Rock-Legende Freddie Mercury, die nur den Aids-Tod gemeinsam haben, ineinander verschmelzen. Songs des letzten Queen-Albums und weitere Mercury-Titel werden vom Ensemble nicht nur live, sondern auch sehr lebendig interpretiert.


Noch bis Samstag, Informationen zum Festival und Karten unter www.fmr22.de

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