Es wird richtig lustig

Cole Porters Musical „Anything goes“ mit Anna Montanaro und Daniel Prohaska im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters
Volker Boser |
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München - Benjamin Franklin ist auch dabei. Eigentlich heißt er Chuseok, ist fünf Jahre alt, fünf Kilo schwer und ein Findling aus Südkorea. Seinen Platz hat er üblicherweise in der Handtasche der Millionärin Evangeline Harcourt. Und weil sich die Story auf einem Ozeandampfer abspielt, hat man ihm einen Matrosenanzug übergezogen. Regisseur Josef E. Köpplingers Casting war rundum erfolgreich: Ein drolligeres Schoßhündchen hat man selten auf einer Bühne gesehen.

Das Musical „Anything goes“, 1934 am Broadway uraufgeführt, ist im deutschsprachigen Raum so gut wie unbekannt geblieben. Der Grund ist einfach: Eine ziemlich alberne Handlung dient als Vehikel für einige der hübschesten Songs von Cole Porter. Deren Texte sind oftmals pfiffig, selten banal, aber sie lassen sich nur schwer übersetzen.

Die Inszenierung des Gärtnerplatztheaters im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters löste das Problem pragmatisch: Es wurde englisch gesungen und deutsch gesprochen. Übertitel Fehlanzeige. Das mag ökonomisch sinnvoll sein. Doch auch die tapferen Musikanten des Gärtnerplatzorchesters unter dem umsichtigen Dirigenten Michael Brandstätter hatten nicht vor, sich zu verstecken. So gingen die meisten Pointen im Bigband-Sound unter.

Eigentlich sollte der Untergang eines Transatlantik- Dampfers im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Eine tatsächliche Schiffskatastrophe zwang die Autoren, kurz vor der Premiere das Stück zu überarbeiten. Das Ergebnis blieb unbefriedigend: Auf der Überfahrt von New York nach London schmuggelt sich ein Börsenmakler (Daniel Prohaska) unter die bunt gemischten Passagiere, um seine Liebste einem englischen Lord auszuspannen. Der Plot ist simpel, die Tänze nicht der Rede wert (Choreographie: Ricard Regina Ludigkeit).

Immerhin: Wenn Hannes Muik als verschmähter Lord mit seiner neuen Flamme Reno Sweeney (Broadway-erfahren: Anna Montanaro) zu „Let’s misbehave“ virtuos über Schiffstreppen turnt oder der grotesk überzeichnete Gangster Moonface (Boris Pfeiffer) geradezu kindlich liebenswert den Wunsch äußert: „Be like a Bluebird“ – dann wird es richtig lustig.

Der inszenierende Hausherr Josef E. Köpplinger weiß, was das Publikum will. Er beherrscht souverän die Klaviatur seines Handwerks und hat auch keine Angst vor Kalauern und Klamauk. Im ersten Teil war es noch ein wenig zäh, nach der Pause steigerte sich die Aufführung merklich.

Wie kaum ein anderes Musical eignet sich „Anything goes“ dazu, Songs aus anderen Werken Cole Porters einzufügen, ohne die grotesken Handlungsabläufe zu gefährden. Der Schiffskapitän (Previn Moore) säuselte „Night and Day“ in der Hoffnung, dass niemand dabei an Fred Astaire dachte. Und Benjamin Franklins Frauchen Evangeline Harcourt (Dagmar Hellberg) bat lüstern zum Senioren-Sex: „Let’s do it“. Warum auch nicht? Anything goes!

Bis 22. März im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters, Karten unter Tel. 2185 1960

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