Es reicht nicht, eine Wand frisch zu streichen

Die teure Sanierung des Kulturzentrums am Gasteig soll eigentlich 2018 beginnen. Der alte Stadtrat verschiebt die Verantwortung auf die Zukunft. Doch langsam wird die Zeit knapp
Robert Braunmüller |
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Die teure Sanierung des Kulturzentrums am Gasteig soll eigentlich 2018 beginnen. Der alte Stadtrat verschiebt die Verantwortung auf die Zukunft. Doch langsam wird die Zeit knapp

Das Lenbachhaus ist glanzvoll eröffnet, die Intendanz der Kammerspiele hat er sinnvoll nachbesetzt. Die Querelen um die Renovierung des Deutschen Theater werden nach der Eröffnung bald vergessen sein. Nur die Philharmoniker mit ihrem Putin-Freund Valery Gergiev als künftigem Chefdirigenten könnten dem städtischen Kulturreferenten ein leichtes Magendrücken verursachen.
Aber das tun sie nicht. Hans-Georg Küppers plagen wie er bei der letzten Sitzung des städtischen Kulturausschusses bekundete, ganz andere Bauchschmerzen: Sie werden vom Gasteig verursacht, und zwar mit der Stärke einer Nierenkolik.

Wie das? Der Bau steht fest gegründet als Beton-Ziegel-Komplex am Isarhochufer, und nichts scheint ihn zu erschüttern. Noch-OB Christian Ude pflegt alle Einwände gegen die Akustik der Philharmonie als spätbürgerliches Luxusproblem abzutun. Und dann prasseln normalerweise Rekordzahlen über Philharmoniker-Abonnenten, Bibliotheksbenutzer, VHS-Lernende und Gelegenheitspassanten nieder, die jeden Kritiker entwaffnen, weil jeder Besucher nach Ansicht des OB und der Stadtratsmehrheit auch ein zufriedener Besucher ist.

Das Problem des Kulturzentrums ist die ewig aufgeschobene Sanierung. Sie sollte 2018 beginnen. Falls dann wirklich Baumaschinen anrücken, brauchen alle am Isarhochufer beheimateten Institutionen ein Ausweichquartier. Und das alles müsste langsam geplant werden, denn irgendwo müssen die Bücher und Konzertbesucher ja hin.

Natürlich können die Philharmoniker auch in Clubs spielen, aber auf Dauer wird es schwierig, Dirigenten zu finden, die darauf Lust haben. Auch auch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks braucht den Saal, ganz zu schweigen von den privater Veranstaltern in der Philharmonie.

Seit Jahren wird am Gasteig herumgewerkelt und die eine oder andere Wand frisch gestrichen. Seit Jahren wird immer deutlicher, dass dieser Bau maroder ist, als es aussieht. Im Frühjahr bewilligte der Stadtrat 22.6 Millionen Euro für die dringensten Maßnahmen, die bis 2017 abgearbeitet werden sollen. Danach wird es erst richtig teuer: 120 Millionen für die reinen Baukosten, insgesamt 209 Millionen, wenn man Kosten für Ausweichquartiere und andere „Nebenkosten“ dazurechnet.

Das alles gilt als Minimalbetrag, denn die Sanierung der Philharmonie scheint in diese Zahlen nicht eingerechnet. Und außerdem kommen dazu noch die bis 2030 abzustotternden Leasingraten, mit denen die verflossene Stadtrats-Generation die damaligen Baukosten der den heutigen Steuerzahlern aufgehalst hat.

Vor der Kommunalwahl im kommenden Mai dürfte sich nichts tun: Über die Sanierung wird erst der neue Stadtrat entscheiden. Hans-Georg Küppers will dem Vernehmen nach die Zeit nutzen, um das Konzept eines Kulturzentrums zu durchdenken und mit neuem Leben zu erfüllen.

Und da fiele einem so mache Kleinigkeit ein, um von Großem zu schweigen: Warum muss die Stadtbibliothek um 19 Uhr schließen, obwohl alle Veranstaltungen im Gasteig um 20 Uhr beginnen? Warum gibt es keine vernünftige Fläche für Ausstellungen? Warum wird die Volkshochschule so versteckt? Und wer gelegentlich schaut, was sich in vergleichbaren Häusern in Wien oder London tut, wird auch Veranstaltungen vermissen, die ernsthaft zusammenbringen, was sich im Haus alles so tut. Ein Kessel Buntes - das ist heute zu wenig.

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