Kritik

Elina Garanca in der Isarphilharmonie

Der Arienabend der Mezzosopranistin Elina Garanca mit dem Wiener Kammerorchester in der Isarphilharmonie.
von  Julia Wohlgeschaffen
Die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca.
Die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca. © DG/Gregor Hohenberg

Ein Raunen geht durch den fast ausverkauften Konzertsaal, als die lettische Mezzosopranistin die Bühne in einem feuerroten Abendkleid betritt. "Die Farbe scheint zu funktionieren", sagt Elina Garanca schmunzelnd zu ihrem Publikum und erntet zustimmenden Applaus.

Es ist der Beginn des zweiten Teils ihres Konzerts in der Isarphilharmonie mit dem Wiener Kammerorchester unter der Leitung von Karel Mark Chichon, ihrem Ehemann.

Die Zuschauer hat die 47-Jährige nach dem exzellenten ersten Teil längst auf ihrer Seite: Vor der Pause singt sie - in einer schwarz-goldenen Robe - mit ihrem unverkennbar warmen Timbre französische Opernarien von Gounod und Saint-Saëns und beeindruckt dabei vor allem mit dem virtuosen Wechsel von leisen, zarten zu lauten, klanggewaltigen Tönen voller Leichtigkeit.

Nicht weniger vielseitig präsentiert sich das Wiener Kammerorchester: Ein kaum vernehmbares Hintergrundflimmern der Bratschen und der Celli untermalt die "tendresse", die Zärtlichkeit, die Garanca in Saint-Saëns "Mon coeur s'ouvre à ta voix" aus "Samson et Dalila" sanft besingt, hervorragend.

In der anschließenden instrumentalen Bacchanale aus derselben Oper, die Chichon gelungen akzentuiert und mit vollem Körpereinsatz dirigiert, erklingt das versierte Orchester in voller Lautstärke und lässt dabei trotzdem Raum für Nuancen, etwa für zarte Klänge der Triangel.

Nach dem französischen ersten Teil voller Liebesleid und Sehnsucht, steht der zweite Teil des Konzerts ganz im Zeichen der Leidenschaft. Zu dem temperamentvollen Auftritt, den die aus Riga stammende Opernsängerin dann hinlegt, hätte keine andere Farbe besser gepasst, als das Rot ihres bestaunten Abendkleides.

Die Werke spanischer, kubanischer, brasilianischer und italienischer Komponisten mit teils anspruchsvollen Koloraturen singt Garanca mit einer faszinierenden Souveränität und einem gekonnten Einsatz von Mimik und Gestik.

Aus dem Orchester erklingen bei vielen der Stücke kernige Kastagnetten - auch ein charakteristischer Klang in Bizets "Carmen". Die Titelpartie dieser Oper ist eigentlich Garancas Paraderolle. Doch ausgerechnet aus diesem Werk, das zu dem Repertoire voller Passion wunderbar passen würde, ist keine Arie im Programm vorgesehen. Garanca sagte unlängst, sich mit dieser Rolle nicht mehr identifizieren zu können.

Als Zugabe zeigt Chichon einen gewagten - aber gelungenen - Offenbachschen Can-Can im Irrsinns-Tempo und dirigiert dabei auch das klatschende Publikum, sehr zu dessen Belustigung. Zuallerletzt gibt Garanca dann doch noch die ersehnte Habanera aus "Carmen" zum Besten.

Ein fulminanter Konzertabend, der schließlich - nicht nur wegen der Farbe des Kleides - von stehenden Zuschauern mit tosendem Applaus völlig zurecht umjubelt wird.

Bei der Deutschen Grammophon erschien zuletzt eine Gesamtaufnahme von Wagners "Parsifal" mit Elina Garanca und Jonas Kaufmann

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