Eine Doku über die Bayerische Staatsoper

Garderobenfrau und Generalmusikdirektor: Toni Schmids Doku „Ganz große Oper“ wird am Sonntag zum ersten Mal im Nationaltheater gezeigt
von  Robert Braunmüller
Szenen aus dem Film "Ganz große Oper" von Toni Schmid.
Szenen aus dem Film "Ganz große Oper" von Toni Schmid. © Dokfest

Garderobenfrau und Generalmusikdirektor: Toni Schmids Doku „Ganz große Oper“ wird am Sonntag zum ersten Mal im Nationaltheater gezeigt

Wieso macht der im Kunstministerium für die Bayerische Staatsoper zuständige Ministerialdirigent einen Film über diese Institution? Toni Schmid ist kein unerfahrener Dokumentarist: Er hat für den BR schon Filme über Dieter Dorn und Haindling gedreht. Toni Schmid wollte eigentlich zum Zeitpunkt, an dem „Ganz große Oper“ ins Kino kommt, gar nicht mehr im Amt sein. Aber es kam anders.

Die Vertrautheit mit einer Institution schadet einer Dokumentation nie, denn schlampige Musikfilme gibt es haufenweise. Bei ungebrochener Sympathiewerbung lässt sich Toni Schmid kaum erwischen. Die jungen Tänzerinnen des Staatsballetts kleben sich erst Pflaster auf die schmerzenden Füße. Dann werden sie von Yana Zelensky, der Gattin und Ballettmeisterin des neuen Staatsballettchefs, mit dem Charme eines schlecht gelaunten Feldwebels gedrillt.

Perücken und Blumenwasser

Nicht jede Karriere verläuft auch so steil wie die von Jonas Kaufmann: Der amerikanische Counter Charles Maxwell, früher selbst Sänger auf der Bühne des Nationaltheaters, arbeitet dort heute als Vorderhausmanager und wechselt im Foyer das stinkende Blumenwasser.

Die Schnitte von den Aufführungen zu den Proben und wieder zurück sind ein besonderer Reiz dieser Dokumentation. Man ist dabei, wie der Tenor Piotr Beczala mit dem Regisseur über ein Kostüm verhandelt. Schmid beobachtete die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsoper und des Staatsballetts bei Marius Petipas Ballett „La Bayadère“, Verdis „Maskenball“, Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ und Rameaus „Les Indes galantes“. Und es wird nicht unterschlagen, dass Regisseure manchmal spontane Einfälle haben, die für Mehrarbeit in den Werkstätten sorgen.

Oper mit Herzblut

Alle kommen zu Wort: von der Garderobenfrau bis zum (Ex-) Generalmusikdirektor Zubin Mehta. Sein Nachfolger Kirill Petrenko bleibt dem Grundsatz treu, keine Interviews zu geben. Aber er ließ sich bei der Arbeit mit dem Staatsorchester beobachten.

Es ist rührend, wenn Sir Peter Jonas mit seinem Nachfolger Bachler auf der Bühne des Nationaltheaters über die Vorzüge des Münchner Opernpublikums philosophiert. Einmal werden Mikrofone in Perücken versteckt. Da hätte Schmid besser erklärt, dass der Operngesang in der Bayerischen unverstärkt bleibt und dies im Hinblick auf eine Fernsehaufzeichnung geschah.

Dieser wunderbare Film zeigt voller Herzblut, wie in München Oper gemacht wird: mit feurigem Herzblut. Die müsste auch Zuschauer anstecken und entflammen, denen Musiktheater sonst gleichgültig bleibt.

Premiere am Sonntag, 7. Mai, 10.30 Uhr im Nationaltheater, Eintritt 10 Euro

 

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