"Ein wenig Farbe" im Hofspielhaus: Die Frauwerdung des Vaters

Das Ein-Frau-Musical "Ein wenig Farbe" hat sich auf einer Minibühne bereits bewährt, jetzt befasst sich Hofspielhaus-Prinzipalin Christiane Brammer mit dem brisanten Stoff.
Mathias Hejny |
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Annette Lubosch spielt die Solorolle in "Ein wenig Farbe", nämlich Klaus, der endlich zu Helena wird.
Annette Lubosch spielt die Solorolle in "Ein wenig Farbe", nämlich Klaus, der endlich zu Helena wird. © Martin Hangen

München - Mit Büstenhaltern in Rot, Blau und Pink bringt Helena Farbe in das triste Krankenhauszimmer. Es ist die Nacht vor der Operation und sie kann nicht schlafen. Das mit dem Busen hat schon geklappt. Jetzt geht es darum, den Weg zu Ende zu gehen. Das verhasste "Ding zwischen den Beinen" kommt weg und endlich wird sie zu dem, was sie tief in ihrem Inneren schon immer war: "Eine richtige Frau!"

Noch vor zwei Jahren hieß Helena Klaus. Das Thema Transsexualität ist im freundlich familiären Umfeld des Hofspielhauses ein wenig überraschend, aber Prinzipalin Christiane Brammer geht in ihrer Inszenierung mit dem brisanten Stoff sorgsam und respektvoll um. Eine Prise mehr Frechheit hätte trotzdem nicht geschadet.

Klavier von der Konserve, Annette Lubosch singt live

Das Ein-Frau-Musical "Ein wenig Farbe" hat sich auf einer Minibühne bereits bewährt. Autor und Komponist ist der belgische Musicalsänger Rory Six, der in Wien die Theatercouch betreibt. Mit 50 Plätzen ist das Haus unweit von Schönbrunn mit dem Hofspielhaus vergleichbar und ermöglicht Musiktheater im Wohnzimmerformat.

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Musikalisch ist das Stück solide im traditionellen Sondheim-Webber-Kosmos beheimatet. Brammer lässt das Klavier von der Konserve einspielen, und Annette Lubosch singt live. Sie macht das mit viel Zuneigung zu Helena. Für die ganz hohen Töne mancher Songs scheint ihr Mezzosopran aber nicht wirklich gemacht zu sein.

Einfühlsam erzählt das Stück von der Pubertät

Auch die Figuren um sie herum, in die die Solodarstellerin schlüpfen könnte, kommen von Ton- und Bilddateien: Die demente Mutter (Inge Rassaerts) etwa ist im Heim und glaubt, Helena sei ihre beste Freundin. In einem der herzzerreißenderen Momente fragen die Söhne (Marco Tarabochia, Heinrich Brammer) des vormaligen Klaus, wie sie ihren Vater nun anreden sollen.

Sehr einfühlsam erzählt das Stück von der Pubertät, wo Klaus den Mädchen näher stand als den Jungs und später vom Fortschreiten seiner Frauwerdung, mit dem Helena nichts mehr mit den Freunden aus der Drag-Szene anfangen kann. "Auf einmal geht alles nur schief", heißt es in einem der Songs. Umso unerwarteter ist das Happy End, zu dem die Suche nach sich selbst doch noch führt.


Hofspielhaus, Falkenturmstraße, Freitag, 19.30 Uhr, 089/24209333, Hofspielhaus-Prinzipalin Christiane Brammer inszeniert das Solo "Ein wenig Farbe" in ihrem eigenen Haus.

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