Ein Theater geht auf Tour

Weil bis mindestens 2015 saniert wird, weicht das Gärtnerplatztheater auf sieben Ersatzbühnen aus. Intendant Josef Köpplinger und Marco Comin, sein neuer Chefdirigent, sehen’s sportlich
Christa Sigg |
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Realisten würden das Glas als halbleer beschreiben. Dem Gärtnerplatztheater stehen keine allzu bequemen Zeiten bevor. Aber für den neuen Chef mit dem Käppi ist selbst die Trapattoni-Flasche voll. Wahrscheinlich braucht Josef E. Köpplinger ja die Herausforderung, wie das im Motivationsdeutsch so schön heißt – sein komplettes Theater geht für drei Jahre auf Tournee durch die Stadt. Vom Prinzregententheater bis zur Alten Kongresshalle ist alles dabei, was seine Truppe in Bewegung hält. Und auch die Besucher, die sich kräftig umstellen müssen.

Den Zugang zu ihrem gemütlich-schrappligen Stammhaus, das für 71 Millionen Euro saniert wird, verwehrt ein mächtiger Bauzaun. Den darf auch der Intendant nur mit Ausweis passieren. Drinnen wird derzeit noch behutsam ausgeräumt, und da bleibt dann auch dem charmanten Optimisten aus Österreich der Schmäh im Hals stecken: „Wenn man sich im allerletzten Moment entschließt, ein Haus zu renovieren, kann keiner wissen, wie lange das dauern wird.” Womöglich berge die „alte Dame Gärtnerplatztheater” noch ein paar Überraschungen. Leicht möglich also, dass damit auch das Publikum nicht nur die angesetzten drei Jahre tingeln muss, von der Theresienhöhe bis nach Fröttmaning.

Jetzt ist trotzdem noch einmal die alte Spielstätte gefragt oder besser: der Platz vor dem Zaun. Denn mit einem opulenten Open Air Konzert gibt der neue Chefdirigent am Sonntag seinen Einstand bei den Münchnern. Marco Comin steckt schon mitten in den Vorbereitungen zu Donizettis „Don Pasquale”, der nach dem „Weißen Rössl” (11. Oktober im Deutschen Theater) als zweite Premiere der Spielzeit angesetzt ist (24. Oktober im Cuvilliéstheater). Das Konzert sei da eine inspirierende Unterbrechung, erklärt der noch etwas scheue Venezianer in gewähltem, nahezu akzentfreien Deutsch.

Auf launige „Reise durch Europa” geht’s beim Open Air, Strauß-Walzer und Elgar-„Pomp” inklusive, was man durchaus als Bekenntnis verstehen darf an einem bayerischen Haus mit österreichisch-italienischer Spitze – und Offenheit nach allen Seiten. Programm und Präsentation jedenfalls haben Studenten der LMU mitentwickelt. Und das führte auch zu einem satt-informativen Programmheft. Ein Punktsieg für die kleine Schwester: Dagegen kann die große Staatsoper mit ihren windigen „Oper für alle”-Handzetteln wirklich nicht anstinken.

Gärtnerplatz Open Air, Sonntag, 16. September 2012, ab 18 Uhr

 

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