Ein Theater-Fiasko
Der Kulturredakteur Adrian Prechtel schreibt über die Bauverzögerungen beim Deutschen Theater.
Zugegeben, es ist schon eine Weile her, dass sich echte Weltstars im Deutschen Theater die Klinke in die Hand drückten. Aber das ist kein Grund, so leichtfertig mit dem Ruf des Hauses zu spielen, wie es momentan geschieht. Drei Jahre lang sollte die Geschäftsführung mit möglichst wenig Publikumsverlust den künstlerischen Betrieb in der provisorischen Zeltstadt in Fröttmaning aufrecht erhalten. Doch nun geht man bald ins fünfte Jahr, weil sich die Renovierung des Stammhauses in der Schwanthalerstraße als Fiasko erweist. Im Halbjahresrhythmus wird dort die Fertigstellung nach hinten verschoben. Und selbst jetzt, nachdem die Bauzeit sich fast verdoppelt hat, gibt es kein festes Datum für die Wiedereröffnung. Und damit auch keine Möglichkeit für die künstlerischen Geschäftsführer, eine adäquate Produktion für die Rückkehr ins traditionsreiche Stammhaus zu buchen.
Im internationalen Unterhaltungsgeschäft verspielt man sich schnell seinen Ruf als zuverlässiger Partner. Ganz offensichtlich ist das Krisenmanagement für den Bau unzureichend, Verzögerungen wurden von Anfang an – bis heute – unzureichend kommuniziert. Dass nun die künstlerischen Geschäftsführer Carmen Bayer und Werner Steer in die Offensive gehen und Alarm schlagen, ist legitim. Den Schaden haben sie schon. Aber sie wollen zumindest nicht schuld sein, wenn die besten Produktionen nicht so bald nach München kommen.
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