Ein paar Sterne in der Trash-Tierschau

Die Wiederaufnahme von Francesco Cavallis Barockoper „La Calisto“ im Nationaltheater
von  Christa Sigg

Man hat’s fast schon vergessen: David Alden war an der Staatsoper mal omnipräsent. Bis Intendant Nikoaus Bachler mit dem Rutenbesen kam. Nett von ihm, dass immerhin Francesco Cavallis umwerfende „Calisto“ bleiben durfte – Regisseur Alden hatte vor fast neun Jahren mit seiner vogelwild-amüsanten Inszenierung einen echten Knüller beschert.

Der haftete den Münchnern gut im Gedächtnis, entsprechend strömten sie in die Wiederaufnahme, um gleich durch einen bühnenfüllenden Videoeinspieler an die umwerfende Sally Matthews erinnert zu werden. An dieser Super-Calisto musste sich die arme Danielle de Niese messen lassen. Eine höchst angenehme Erscheinung, attraktiv, beweglich, aber mit eher schmaler, auch fader Stimme ausgestattet, klingt sie am Ende immer noch wie das naive Mädi.

Jupiter Luca Tittoto war da ein kraftvoll wendiger Gegenpart, allerdings mit gemischt beglückender Göttermischpoke (Nikolay Borchev, Karina Gauvin). Besonders von Barock-Ikone Anna Bonitatibus (Diana) hätte man sich mehr erwartet. Dafür war ihr Hirtenliebster, Counter Tim Mead, schlichtweg betörend.

Satyr Dominique Visse – neben dem leidenschaftlich fuchtelnden Ivor Bolton und ein paar engagiert barockaffinen Staatsmusikern der letzte Überlebende aus Premieren-Zeiten – ist zwar nur noch am Quäken. Doch das hat Qualitäten, komödiantische sowieso (köstlich mit Linfea Emiliano Gonzalez Toro). Und passt zu Pans (Mathias Vidal) trashiger Tierschau, deren Ensembles auch nicht immer glücklich stimmten.

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