Ein Fest für Puristen

All that Jazz: Das legendäre Musical „Chicago“ kommt wieder ins Deutsche Theater.
Volker Isfort |
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Carien Keizer als Mörderin Roxie Hart im Musical „Chicago“.
eventpress/stage Carien Keizer als Mörderin Roxie Hart im Musical „Chicago“.

Es ist ein Klassiker der amerikanischen Unterhaltungsindustrie: Das Theaterstück „Chicago“ wurde schon Ende der 20er Jahre verfilmt und zuletzt 2002, als Rob Marshall die Stars Renée Zellweger, Catherine Zeta-Jones und Richard Gere für den Musical-Film gewann. Ihm zugrunde liegt die Version der „Cabaret“-Macher Fred Ebb und John Kander in New York, choreographiert vom legendären Bob Fosse.

Am Broadway wurde das Stück erst ein richtiger Erfolg, als man die Show abspeckte und ein puristisches Bühnenbild schuf, das die Band auf eine Treppe verlagert und in die Handlung einbezieht. Herausgekommen ist die vielleicht konzentrierteste Form des Musicals. Und die hat ihren ganz besonderen Reiz.

 

Medien, Mord, Manipulation – ein zeitloses Stück

 

Hausfrau Roxie Hart (Carien Keizer) und ihr Idol, die Sängerin Velma Kelly (Caroline Frank), lernen sich im Gefängnis kennen, wo beide wegen Mordes einsitzen. Es herrscht ein Klima der Gewalt und Korruption zu Prohibitionszeiten in Chicago. Es ist die Zeit der großen Armut und der noch größeren Aufstiegsträume.

Roxie träumte von einer großen Gesangskarriere, hat aber ihren Liebhaber aus Enttäuschung erschossen. Nun droht ihr die Todesstrafe. Ihre letzte Hoffnung ruht auf dem skrupellosen Anwalt Billy Flynn, ein Meister der Manipulation. „Das ist meine Traumrolle, auf die ich 15 Jahre warten musste“, sagt Darsteller Nigel Casey, der das Schlitzohr mit seinem Crooner-Charme nicht nur spielt, sondern mit jeder Faser verkörpert.

„Das Musical bezieht sich ja auf einen wahren Fall aus den 20er Jahren, aber das ganze Thema ist zeitlos“, sagt er. „Es geht um Manipulation, Medien, Betrug, wie die Presse alles drehen kann.“ Eine eher ungewöhnliche Thematik für ein Musical, aber es ist genau das, was Casey an „Chicago“ so schätzt: „Bei den meisten Musicals geht es ja inhaltlich um nichts, das Buch hier aber ist total clever.“

Auch Carien Keizer als mordende Sängerin Roxie freut sich über die besondere Herausforderung des Stücks: „Wir können uns hier nicht verstecken hinter wilden Kostümen und opulentem Bühnenbild, du gehst auf die nackte Bühne, es gibt einen Sessel und eine Zeitung als Requisite, man muss voll angreifen.“

Keine Spezialeffekte oder aufwändige Requisiten lenken vom Auftritt ab, Bob Fosses Choreographie ist bis in die kleinste Geste hinein ausgefeilt und voller witziger Ideen. „Chicago“ ist die hohe Schule der Musicalkunst, in der sich von Liza Minnelli bis Ute Lemper alle Bühnenstars bewiesen haben.

Die Musik zwischen Ragtime, Jazz und Swing untermalt die eher verruchte als glamouröse Atmosphäre des Musicals. „Natürlich haben wir uns die Auftritte der Superstars auf Youtube angesehen“, sagt Caroline Frank, die Velma spielt, „aber man kann ja keinen Stil kopieren. Man muss da schon seinen eigenen Zugang finden.“ Sie mag den bissigen Humor des Stücks, das in dieser Produktion auf deutsch gesungen wird.

Eine Herausforderung für die internationalen Darsteller, aber auch das Publikum ist bei „Chicago“ gefordert. Wer bei diesem schnellen Stück nicht aufpasst, dem entgehen einige der vielen Gags und Anspielungen.   


„Chicago“ läuft vom 5. März bis zum 10. April im Deutschen Theater (Schwanthalerstraß13), Tickets: 089/ 55 23 44 44

 

 

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