Ein dänischer Prinz für die ganze Welt

Seit Hamlet 1602 erstmals die Frage aller Fragen stellte, fasziniert er die Theatergänger. Zum 450. Geburtstag Shakespeares hat er nun im Theatermuseum einen formidablen Auftritt
von  Christa Sigg

Seit Hamlet 1602 erstmals die Frage aller Fragen stellte, fasziniert er die Theatergänger. Zum 450. Geburtstag Shakespeares hat er nun im Theatermuseum einen formidablen Auftritt.

"His or not his“ – damit erklären die gnadenlosen Scherzkekse unter den Englischlehrern schon mal die Tücken des Wörtchens „sein“. Wobei das noch ziemlich harmlos ist. Patrick Stewarts Auftritt in der Sesamstraße übertrifft jede Verballhornung, ach was, sogar das Original: „B or not a B!“ Erhebender kann man den gemütlich runden Buchstaben B nun wirklich nicht würdigen.

Aber Stewart, der uns in den 90ern als geistvoller Captain der USS Enterprise sofort betören musste, ist als gestählter Shakespeare-Mime natürlich die allerbeste Wahl für solch fundamentale Monologe. Das oft genug zelebrierte Pathos im berühmten „Sein oder Nichtsein“ schreit geradezu nach der Brechung. Das wissen auch die Hamlet-Experten an den Theatermuseen von Düsseldorf und München. Deshalb geht man nicht nur mit tiefen Eindrücken aus der Sesamstraße, sondern genauso mit Charlie Chaplin, den Simpsons oder Last-Action-Hero Arnie Schwarzenegger aus dem gemeinsam realisierten Ausstellungsprojekt. Eine wunderbare Idee, diesen bildungsbürgerlichen Parcours so amüsant zu beenden!

Die Schönen der Theatergeschichte

Und er geht schon attraktiv los. Denn gleich zum Auftakt hängen die Beaus der Theatergeschichte – Will Quadflieg und Oskar Werner, Ulrich Mühe, der schöne Maximilian Schell, Josef Kainz, der Liebling König Ludwigs II. Oder der heroische Gustav Gründgens. Dazwischen ein paar Damen wie Sarah Bernhardt oder die imposante Adele Sandrock, die für einen eigenen Dreh des Dramas standen – das Regietheater lässt früh grüßen. Und die gegen die Konvention besetzten Typen wie Grobian Wolfgang Robert oder der gestresste Ulrich Tukur mit fieser Clownsnase.

Versionen gab’s ohne Zahl seit das Stück 1602 in London zum ersten Mal auf die Bühne kam. Und bis heute nehmen viele den Schädel ins Visier, mehr braucht’s nicht, um aus einem Schauspieler (optisch) einen Hamlet zu machen.

Ein Wunsch-Hamlet für jeden Geschmack

In der Schau am Hofgarten, wird die Geschichte dieses Welt-Stücks unterhaltsam aufgedröselt – zum besseren Verständnis des Plots dürfen auch mal Strichmännchen herhalten. Dazu kommen die Übersetzungen von Christoph Martin Wieland oder August Wilhelm Schlegel (die heute noch viel gespielt wird) und vor allem die reiche Inszenierungsgeschichte: Der „Hamlet“ ist das meistgespielte Stück überhaupt, und welcher Regisseur hat sich nicht über die Tragödie hergemacht? Welcher Schauspieler nicht nach der Rolle aller Rollen gegiert, wie etwa Klaus Maria Brandauer, der (nach seinem Düsseldorfer Rollendebüt) endlich, mit über vierzig, am Burgtheater „Die Zeit ist aus den Fugen“ feststellen sollte.

Wer mag, kann via Monitor tiefer einsteigen und seinen Wunsch-Hamlet verfolgen. Oder am Ende selbst zum Schädel greifen und auf einer Shakespeare-Bühne mit Inbrunst den verzweifelten Prinzen geben.

„Hamlet – Tell my Story“, bis 22. Juni 2014 im Deutschen Theatermuseum, Galeriestr. 4a. Buch zur Ausstellung „Sein oder Nichtsein“ (Henschel), 18,95 Euro

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