Ehrlich Brothers: In magischen Höhen

Das Magier-Duo Ehrlich Brothers trat am Wochenende im Rahmen ihrer "Faszination"-Tour in der ausverkauften Olympiahalle auf.
von  Dena Brunner
Die Ehrlich Brothers Chris (links) und Andeas.
Die Ehrlich Brothers Chris (links) und Andeas. © Druen

München - In dieser Show kommt das Beste zum Schluss. Das Hokuspokus-begierige Publikum muss sich erst durch eine fade erste Hälfte mit einfallslosen Witzen quälen ("Es gibt tatsächlich Leute, die uns fragen, ob wir wirklich Brüder sind. Nein! Er ist meine Schwester!"), bevor es wirklich spannend wird. Andreas und Christian Reinelt, alias die Ehrlich Brothers, fangen mit viel Gefasel und wenig beeindruckenden Tricks an - dafür, dass sie schließlich in einer riesigen Halle auftreten.

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Neun LKW transportieren die Bühnenrequisiten des Magier-Duos von Show zu Show, erzählt der ältere Andreas. Davon seien sieben vollbepackt mit Haarspray für Christian. So muss man sich den Humor der Ehrlich Brothers vorstellen. Die älteren Herrschaften lachen. Genau die sind auch in den meisten Illusionen auf der Bühne involviert. Stichwort Schwiegermütter verschwinden lassen.

Bei zwei männlichen Zauberern mit einer aufwendigen Bühnenshow denkt man automatisch an Siegfried und Roy, doch die Frisuren der Brüder schreien viel eher nach Tokio Hotel. Macht ja nichts, zaubern müssen sie schließlich können. Und das tun sie mit allerhand Gegenständen: Sie zerschneiden Seile mühelos mit dem Zeigefinger, pressen Münzen durch Glas oder machen aus einem Spielzeugauto einen Monstertruck. Nur dauert das ganze zunächst zu lange. Der Überraschungs-Effekt verpuffft, wenn sich ein Trick gefühlte Minuten anbahnt.

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Nach der Pause nimmt die Illusionsshow Fahrt auf: Die Brüder, die seit 2000 gemeinsam auftreten, sind plötzlich ernst, danken mit einem rührend simplen, zum "Danke" geformten Stück Draht ihrem verstorbenen Vater, dem Mentor. Sie spielen beide überraschend gut Klavier und lassen ein Stück Papier fliegen, formen es zur Rose und lassen sie mit einem Schnipp echt werden. Ein wenig selbstironisch nehmen sie ihre eigene Branche auf die Schippe und erklären einen Trick. Hier haben sie mit den pathetischen Posen der Zauberer die Lacher auf ihrer Seite.

Und dann kommt der Höhepunkt: Die aus Herford stammenden Illusionisten sitzen in einem Quad, fliegen in die Höhe und erscheinen eines Augenblick später mit dem Gefährt im hinteren Teil der Halle. Das passiert so unerwartet, dass man gar keine Zeit mehr hat, skeptisch zu werden. Und wer hat schon etwas gegen eine anschließend wie durch Zauberhand angezündete Kerze einzuwenden? Man muss nicht immer aufwendig und laut sein, um zu überzeugen. Manchmal reichen auch liebevoll in Szene gesetzte Klassiker.


Olympiahalle, 20. Januar 2018, ab 43 Euro

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