Django Asül stellt neues Programm im Lustspielhaus vor

Die politische Tagesaktualität spart sich Django Asül für seine TV-Shows und den Jahresrückblick auf, in seinen Solo-Abenden spannt er den größeren Bogen. Er stellt sein neues Programm "Am Ende vorn" im Lustspielhaus vor.
AZ: Herr Asül, "Am Ende vorn" ist seit den Anfängen in den 90er-Jahren Ihr mittlerweile achtes Solo-Programm. Sind Sie vor einer Premiere noch nervös, oder ist das ein Abend wie jeder andere?
DJANGO ASÜL: Das Programmschreiben an sich ist schon immer wieder interessant, weil man ja vor der Frage steht: Wie halte ich mir selber die Treue und entwickle mich gleichzeitig weiter? Das lässt sich ja nicht einfach per Algorithmus bestimmen oder am Reißbrett entwerfen, sondern man sieht es erst hinterher.
Was im Programm für mich aber jeden Abend ein großer Spaßmoment ist: Viele Leute kennen mich auf der Bühne schon ewig, sagten aber danach: "Das ist ja jetzt ganz was Anderes!" Da war ich über mich selbst baff und dachte: "Oha, da betrittst ja ganz andere Pfade." Die Zuschauer werden nicht wissen, was in der nächsten Minute passiert ‒ und das macht von der Bühne aus Spaß zu beobachten.
Ihr letztes Programm haben Sie fünf Jahre lang gespielt. Wann wissen Sie, dass Sie mal etwas Neues machen müssen?
Müssen ist immer schlecht. Es ist eher die Frage: Wann habe ich selber wieder Lust, was Neues zu machen? Wenn ein Programm für die nächsten drei Jahre vorerst mal steht, fange ich schon wieder an Stoff zu sammeln für ein potenzielles nächstes Programm. So dass ich dann, wenn ich etwas Neues machen will, im Prinzip vor einer mindestens drei Jahre beinhaltenden Kraut- und Rüben-Stoffsammlung stehe, die es dann zu ordnen und zu bearbeiten gilt, bis eine Essenz über bleibt, was immer noch viel zu viel ist.
Erst dann geht es etwa drei Monate vor den ersten Testläufen an die Ausarbeitung der einzelnen Geschichten ‒ und man driftet in alle möglichen Richtungen ab. Da überrasche ich mich permanent selber und frage mich, wo in diesem Labyrinth ich in ein paar Stunden stehen werde. Und dann habe ich die leise und immer lauter werdende Hoffnung, dass es auch dem Publikum so gehen wird.

Für die Soloprogramme halten Sie sich von der Tagespolitik fern ‒ die bietet dann eher Stoff für Ihre schon traditionellen Jahresrückblicke, korrekt?
Genau, eine ganz strikte Arbeitsteilung. In meiner TV-Sendung "Asül für alle" gibt es natürlich sechs Mal im Jahr immer ganz frische Sachen, aber im Bühnenprogramm geht es eher um Grundsätzliches.
Worum geht's in "Am Ende vorn"?
Die Grundthese des Programms ist: Wir leben in einer derart gespaltenen Welt, dass ich mich auf chaotische Weise aufmache, um die verhärteten Fronten aufzuweichen. Ich widme mich auch der Frage, wieso selbst die Generationen mittlerweile ein Problem miteinander haben.
Ich bin nämlich ein großer Freund der heutigen Jugend, die als Generation Z gescholten wird. Wir haben schließlich die Verpflichtung, diese Jugend in die Zukunft zu führen.

Apropos Zukunft: Über Ihren Maibock-Spezl Markus Söder müssen wir auch reden. Sind Sie froh, dass sein Platz erst mal in Bayern ist und bleibt?
Als bajuwarischer Patriot und Humorfreund sage ich: Wenn wir einen Söder mit so großem Entertainment-Potenzial haben, wäre es ja schade, wenn er nicht mehr so vor Ort greifbar wäre. Das wäre ja wie wenn Til Schweiger nach Hollywood ginge.
Apropos Bajuware: In letzter Zeit häufen sich bei Ihnen die Auszeichnungen made in Bavaria: Bayerischer Verdienstorden 2018, Kulturpreis Bayern 2019, Bayerischer Kabarettpreis 2021, Bayerischer Heimatbotschafter 2022 ‒ was fehlt jetzt noch?
Ich bin mir meiner Verantwortung für die Gesellschaft bewusst geworden, und die Ansätze, die ich im Programm gefunden habe, um die Gesellschaft wieder zueinander zu führen, die sind ‒ wenn ich mehr Haare hätte, würde ich sagen: haarsträubend.
Und das alles nur, weil Sie irgendwann mal Mathias Beltz auf der Bühne erlebt haben! Ohne den würden Sie vielleicht immer noch hinterm Bankschalter stehen, oder?
Man kann im Leben weniger planen als man glaubt, aber man kann sich parat halten. Und scheinbar habe ich mich im richtigen Moment für das Passende parat gehalten.
Wobei es am Anfang ja nicht ganz so einfach war. Außer dem Fraunhofer-Chef Beppi Bachmaier wollte Ihnen ja kaum jemand eine Bühne bieten, oder?
Am Anfang haben mich die Münchner Bühnen kollektiv ignoriert, bis aufs Fraunhofer. Lustig war, dass diese sogenannte No-Name-Premiere im Herbst 1997 dann auf vier ausschließlich über Mundpropaganda ausverkaufte Wochen ausgedehnt wurde.
Davor hatte mir aber schon Till Hofmann Auftritte zugesagt, der damals ganz frisch das Lustspielhaus hatte, und so durfte ich dort noch einen Sonntag an die vier Fraunhofer-Wochen dranhängen. Logisch, dass dort nun auch die München-Premiere steigt.
Wie sehen Sie die Entwicklung der benachbarten Lach- und Schießgesellschaft, die ja demnächst ihre lange Zeit verrammelten Pforten wieder öffnen will?
Jetzt, wo alle Leute, die da früher am Ruder waren, weg sind, weiß ich gar nicht, wie und was das wird. Aber ich freue mich über jede Bühne, die nicht nur überlebt, sondern auch wirklich lebendig ist.
Premiere am 4. Oktober um 20 Uhr im Lustspielhaus, dort wieder am 26. und 27. Oktober