Die "Perlenfischer" von Bizet konzertant in der Reithalle

Mit dem Bühnenkuss der Saison: Das Gärtnerplatztheater spielt Georges Bizets Oper „Die Perlenfischer“ konzertant in der Reithalle
Der terzenselige Zwiegesang „Au fond du temple saint“ feiert die Männerfreundschaft wie kein anderes Duett. Und dann gibt es noch die seit Enrico Caruso gesungene Tenorpflichtarie „Je crois entendre encore“, bei der sich ein wohldosierter Einsatz der Kopfstimme empfiehlt.
Eigentlich reichen zwei solcher Nummern für einen Opernerfolg. Aber Georges Bizets „Die Perlenfischer“ erzählen eine etwas staubige Geschichte: Zwei Männer rivalisieren um eine der Keuschheit verpflichtete Priesterin. Diesen Konflikt verhandeln Gasparo Spontinis „Vestalin“ und Vincenzos Bellinis „Norma“ erheblich spannender. Deshalb ist Bizets Oper auf der Bühne ziemlich selten zu sehen.
Auch das Gärtnerplatztheater hat sich in der Reithalle für eine konzertante Version entschieden. Die vier jungen Sänger stammen aus dem künftigen Ensemble, auf dessen Vorstellungen man sich nach diesen „Perlenfischern“ von ganzem Herzen freuen kann: Der junge Tenor Lucian Krasznec singt mit Zurückhaltung, sicherer Höhe und viel Geschmack. Das ist bei französischer Oper viel wert. Gleiches gilt für den Bariton Mathias Hausmann. Beide Herren sind offenbar auch exzellente, spontan agierende Darsteller: Krasznec riss vor lauter Engagement beim Umblättern versehentlich eine Seite aus seinem Klavierauszug.
Das Ensemble - eine Freude
Jennifer O’Loughlin singt die Priesterin Leïla mit höhensicherer Glut: Sie ist mit ihrem dramatischen Koloratursopran perfekt besetzt. Levente Páll hat als Nourabad nicht viel zu tun. Das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz tönte mit massigem Blech und eher würzigen Streichern unter Sébastien Rouland mehr deutsch als französisch.
Konzertante Aufführungen von Opern sind eigentlich wie Kaffee ohne Koffein oder wie ein Gottesdienst mit Diakonissen in schlecht sitzenden Abendkleidern. In der Reithalle fehlt nichts: Jennifer O’Loughlin und Lucian Krasznec legen den bisher heißesten Bühnenkuss dieser Saison hin, der wohl kaum mehr übertroffen wird.
Die Regisseurin Magdalena Schnitzler ordnete die Auftritte, Raphael Kurig und Thomas Mahnecke steuerten sparsame Videos bei. Die übliche Peinlichkeit einer konzertanten Aufführung war wie weggeblasen. Diese „Perlenfischer“ sind musikalisch gut. Aber in diesem Punkt setzen sie Maßstäbe.
Wieder Freitag, 19.30 Uhr und Sonntag, 18 Uhr in der Reithalle, Heßstraße 132, bis auf einzelne Restkarten ausverkauft