Die Generalsanierung des Gasteig wird kommen

Die Vollversammlung des Stadtrats hat heute Vormittag den Grundsatzbeschluss zur Generalsanierung des Gasteigs gefasst
von  RBR

Endlich! Man möchte die Luft springen vor Freude. Nach einer schier endlosen, quälenden und leider auch jahrelangen Debatte hat der Münchner Stadtrat gestern die Generalsanierung des Gasteig beschlossen. Und zwar einstimmig. Ab 2020 könnte das städtische Kulturzentrums am Gasteig saniert werden.

Und das ist dringend nötig. Der Bau steht zwar trutzig am Isarhochufer. Aber die für den Besucher unsichtbare Haustechnik ist marode. Modernen Anforderungen an den Brandschutz entspricht der Bau auch nicht mehr. Und durch die Glasfassade regnet es herein.

Bereits zuvor, in den Jahren 2018 und 2019, sollen Akutmaßnahmen durchgeführt werden, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Ein Baubeginn im Jahr darauf gilt aus Sicht des Baureferats als ambitioniert, aber möglich. Der Stadtrat bewilligte vier zusätzliche Stellen, um die anstehenden Bestandsuntersuchungen bewältigen zu können. Auch ein Ingenieurbüro soll eingeschaltet werden.

Welche der beiden im Referentenentwurf genannten Sanierungsoptionen weiter verfolgt wird, ist derzeit noch offen. Die Kosten einer Grundsanierung mit Sicherung des Status quo einschließlich der Aufhübschung mit ein paar Kübeln Wandfarbe werden vom Baureferat auf mindestens 180 Millionen geschätzt.

Eine weitergehende Sanierung mit einer Modernisierung der Philharmonie und der ebenfalls in die Jahre gekommenen anderen Säle könnte 320 Millionen kosten. Und damit wäre man schnell beim Doppelten, was der Bau vor 30 Jahren kostete: 370 Millionen Mark.

Wenn auch noch eine Seilbahn vom Ostbahnhof zum Gasteig dazukommt, wie OB Dieter Reiter im Scherz bemerkte, wird es natürlich noch viel teurer.

Im nächsten Schritt soll nun mit den Münchner Philharmonikern, der Stadtbibliothek, der Volkshochschule, den freien Veranstaltern und anderen Mietern ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. Die Wirtschaftlichkeit wird ebenfalls geprüft. Dann erfolgt eine detaillierte Planung einschließlich der Kostenschätzung. Über diese Zwischenschritte wird der Stadtrat eigens beraten.

In der Debatte gab es eine spürbare Präferenz für eine große Lösung einschließlich einer akustischen Ertüchtigung der Philharmonie. Das ist eine kleine Sensation: Lange wurde vom Alt-OB Ude und anderen Vertretern der Stadt gebetsmühlenartig behauptet, der Gasteig sei so großartig, dass nur Nörgler und Querulanten auf die Idee kommen könnten, man müsse an dem Bau etwas verbessern.

Der Oberbürgermeister und der Stadtrat gehen davon aus, dass der Staat mittelfristig einen zweiten Konzertsaal errichtet. „Dieses Projekt unterstützen wir, soweit wir gefragt werden“, sagte Reiter. Es erleichtert die Planung für eine Optimierung des Konzertsaals, der dann nur noch von städtischen Münchner Philharmonikern und freien Veranstaltern genutzt werden würde, wenn das Symphonieorchester des BR im eigenen Haus spielt.

Die offene Frage: Wo bleiben die Ersatzquartiere?

Wo spielen die Philharmoniker und die vielen Gastorchester während des Umbaus? Der neue Saal dürfte bis dahin kaum fertig sein. Der Herkulessaal ist zu klein, das Prinzregententheater gilt als überbucht. Wo wird man sich Bücher ausleihen können? Wo findet die Erwachsenenbildung statt? Was macht das Filmfest? Antworten darauf gibt es bisher nicht. Das beunruhigt. Die Suche soll „unverzüglich“ beginnen, heißt es. Das ist spät. Wenn nicht bereits zu spät. In München gibt es keine leeren Hallen, die man in einen Konzertsaal umbauen könnte. Je länger die Stadt wartet, desto teurer wird es. Eine halbe Milliarde kommt da rasch zusammen. Und, wie man bei Bauprojekten aller Art hinzufügen muss: mindestens.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.