Die drei Streiche des Sir John

Die Kammeroper München zeigt die komische Oper „Falstaff ossia le tre burle“ von Antonio Salieri.  Dirigent Nabil Shehata erklärt das Stück  
Robert Braunmüller |
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 Die Kammeroper München zeigt die komische Oper „Falstaff ossia le tre burle“ von Antonio Salieri.  Dirigent Nabil Shehata erklärt das Stück.

Giuseppe Verdi beendete sein Opernwerk mit dem dicken Ritter, und in Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ tritt der trinkfreudige Veteran auf, der seine Wirkung auf Frauen völlig überschätzt. In letzter Zeit wird immer öfter „Falstaff ossia le tre burle“ gespielt, eine Oper des Mozart-Rivalen Antonio Salieri (1750 – 1825). Die Kammeroper München bringt dieses zweiaktige „Dramma giocoso“ nun als Sommerpremiere im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg heraus.

AZ: Den Namen Salieri hat fast jeder gehört, der sich für Mozarts Leben interessiert. Aber wie klingt seine Musik?

NABIL SHEHATA: Es ist auf keinen Fall ein halber Mozart. Salieri schrieb die Oper 1799 für das Kärtnertortheater, die Wiener Hofoper. Es ist eine für das Orchester und die Sänger sehr anspruchsvolle und schwierige Partie. Sie ist sehr schön und ansprechend, jedoch ist die Verarbeitung der Themen nicht die Stärke des Komponisten. Das wiegen die vielen spritzigen Arien, Duette und Ensembles aber auf – sie sind ein Genuss.

Beethoven fand die Musik gut genug, um zehn Variationen über das Duett „La stessa, la stessissima“ zu komponieren.

Mrs. Slender und Mrs. Ford finden da heraus, dass ihnen Falstaff exakt den gleichen Liebesbrief geschrieben hat – eine Szene, die ähnlich auch bei Otto Nicolai und Verdi vorkommt.

Der italienische Untertitel spricht von „drei Streichen“. Worin bestehen die?

Die Damen laden Falstaff zu sich ein, dann erscheinen die Ehemänner. Falstaff muss sich in einem Wäschekorb verstecken und wird in die Themse geworfen. Bei einem weiteren Rendezvous muss sich Falstaff als Magd verkleiden, den dritten Streich spielen die Frauen dem Ritter im Park von Windsor. Wir spielen die Oper übrigens nicht auf Italienisch, sondern in einer deutschen Übersetzung von Dominik Wilgenbus.

Wie schwer ist es, an Noten einer solchen unbekannten Oper heranzukommen?

Da gibt es nur Handschriften in großen Bibliotheken. Unser Arrangeur Alexander Krampe hat daraus eine eigene Partitur erstellt. Er ist fünf Monate daran gesessen. Für uns Musiker ist es immer aufregend, ein Stück zu spielen, das so unbekannt ist.

Für welche Instrumente hat Krampe die Oper diesmal bearbeitet?

An ungewohnten Instrumenten sind Akkordeon und Marimbaphon wieder dabei. Es gibt kein Horn und keine Oboe, dafür aber Flöte, Klarinette, Fagott und solistische Streicher.

Wie kommt die Kammeroper an ihre immer sehr guten jungen Sänger?

Wir sind in engem Kontakt mit den Musikhochschulen und haben uns in München sowie Städten wie Berlin, Graz, Leipzig, Wien und Würzburg über 250 Sänger angehört. Die Bewerber werden glücklicherweise immer besser. Außerdem ist diesmal eine Schauspielerin dabei: Sie stellt englische Queen Elizabeth I. dar, die bei William Shakespeare eine Komödie bestellt, die dann von uns aufgeführt wird. Die englische Königin greift immer wieder ins Geschehen ein und macht Verbesserungsvorschläge.

Der Hubertussaal ist kein ganz einfacher Ort für Oper. Wie gehen Sie damit um?

Diesmal ist die Situation wieder ganz neu: Das Orchester sitzt über den Sängern auf einem über drei Meter hohen Dach. Der Zuschauer kann sich also gut auf die Darsteller konzentrieren sowie die Musiker auf ihre Stimmen. Für uns ist die Kommunikation mit den Sängern jedoch eine Herausforderung.

Premiere am Samstag, 24. 8. um 19.30 Uhr, weitere Vorstellungen bis 14. 9., Karten unter Tel.: 54 81 81 81 und www.kammeroper-muenchen.com

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