Die Breakdance-Champions The Flying Steps sind wieder da

Vartan Bassil hat geschafft, wovon viele nur träumen: den Sprung von der Straße auf die großen Bühnen der Welt. Als er sieben war, flohen seine Eltern aus dem Libanon nach Deutschland. Infiziert von Michael Jacksons Bewegungskosmos kam er schnell mit Hip-Hop in Kontakt, hörte Soul und schwärmte für Funk, James Brown und MC Hammer. Dann wechselte er zum Breakdance und gründete 1993 in Berlin eine Kompanie für Urban Dance – die Flying Steps.
Heute ist der Autodidakt, der mit krassen tänzerischen Streetdance-Fähigkeiten Weltmeister wurde, künstlerischer Leiter von Europas bester Breakdance-Formation und führt das „Flying Steps Entertainment“ – inklusive eigener Tanz-Academy. Den Kids will er seine Erfahrungen und Visionen weitergeben, die er während seiner aktiven Jahre gesammelt hat. Zugleich verfolgt er Newcomer scharfäugig wie ein Talent-Scout. Früher ging das nur bei den szenetypischen Wettbewerben. Mittlerweile spielt sich viel auf YouTube sowie in sozialen Netzwerken ab. Klar, sogar in den Proben haben die Freelancer ihre Smartphones fast ständig parat.
Magische Powermoves
Am Ende des Tages geht es im Tanzstudio richtig bandenmäßig laut und aufgekratzt zu. Man lacht, turnt, das Mobile in einer Hand, halsbrecherisch über Matten. So entstehen permanent neue Ideen. Insgesamt hat Bassil einen Pool von 35 in der Welt verstreut lebenden Tänzern für Projekte in der Hinterhand. „Viele denken, Breakdance sei nur Freestyle oder ein Sport. Wir können uns aber genauso exakt zu Musik bewegen wie ausgebildete Balletttänzer.“
Die Kompanie erhält extrem viele Anfragen im kooperativen Bereich. „Kunden aus der Modebranche oder Autoindustrie kommen auf uns zu, damit wir Shows für sie entwickeln. Unsere Mitglieder arbeiten ja weiterhin als freischaffende Künstler. Berühmt gemacht hat die Flying Steps Vartan Bassils Faible für spektakuläre Inszenierungen wie „Red Bull Flying Bach“ und natürlich die hyper-aufwendige Produktion „Red Bull Flying Illusion“. Für fantastischen Erlebniswert sorgt hier die kunstfertige Verschränkung von Powermoves und Magie.
Illusionstheater – „wir nutzen Elemente wie Verschwinden, Auftauchen und Fliegen“ – verschmilzt mit Hip-Hop, Popping, Locking, Freezes und Visuals. Am Premierentag rücken die Flying Steps schon um sechs Uhr morgens mit vier Lastwägen an. Nachmittags folgt auf den komplizierten technischen Aufbau das Feintuning der insgesamt zwölf coolen B-Boys und (ja, auch!) Mädels auf dem Plateau. Dann sollte alles bereit sein, um anhand phänomenaler Köperbeherrschung, dem maßgeschneiderten Sound-Mix der Berliner Bhatti-Brüder und visuellen Überraschungseffekten mit der Wahrnehmung des Publikums zu spielen. Natürlich auf höchstem Unterhaltungsniveau.
Über die Grenzen gehen
„90 Prozent der Choreografie ist festgelegt“, erklärt Bassil. „Weil die gesamten eineinhalb Stunden der Performance genau getaktet sind. Tricks passieren bei uns einfach. Niemand wird darauf vorbereitet. Video, Tanz, Musik laufen synchronisiert ab.“ Die riesige Herausforderung: stets perfekt im Timing zu sein und zugleich entspannt bleiben. „In einigen Sets können die Tänzer, wenn sie Bock haben, ihre Basics verlassen und Moves mit höherem Schwierigkeitsgrad durchziehen. Das hängt von ihrer Form ab, und davon, wie das Publikum mitgeht. Je mehr die Zuschauer fordern, desto mehr gehen sie über ihre Grenzen hinaus.“
Wer meint, bloß eine Nummernrevue geboten zu bekommen, liegt falsch. „Wir erzählen die Geschichte zweier Gruppen, die gegeneinander antreten und übersinnliche Kräfte haben.“ Worum es in diesem Battle geht? „Um die Faszination von Breakdance an sich.“ Viele fragen sich: „Wow, wie macht ihr das? – Ähnlich wie bei Illusionisten. Was aber im Film mit der Green-Box aufgenommen wird, zeigen wir live. Geht nicht gibt es bei uns nicht!“
„Red Bull Flying Illusion“, Olympiahalle, 8.(20 Uhr) und 9. (14:30 + 18:30 Uhr) April. In sechs knapp 30-minütigen Episoden geben sechs Tänzer der Flying Steps auf Red Bull TV (redbull.tv Einblicke in ihre unterschiedlichen Charaktere und Styles. „Follow the Steps” dokumentiert, wie sie zusammen arbeiten