Der wunderbare Kinderchor in "Pinocchio"

Der Kinderchor der Bayerischen Staatsoper spielt „Pinocchio“ in der Reithalle
Robert Braunmüller |
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Der Nachtpförtner des Nationaltheaters denkt sich alles aus. Aber aller Anfang ist bekanntlich schwer. Und so schreibt er erst „Hallo“ und „Pups“ in sein Notizbuch. Das wird gleich riesengroß an die Wand projiziert. Es gibt erste Lacher in der Reithalle, und der Bann ist gebrochen.

Regisseur Axel Ranisch hat diese Figur zu Pierangelo Valtinonis Kinderoper „Pinocchio“ hinzuerfunden: Heiko Pinkowski spielt diesen etwas täppischen Zausel ganz allerliebst. Er sitzt anfangs im Foyer in seiner Loge. Später bleibt er in kleinen Filmen gegenwärtig und läuft mit seinem Notizbuch auch über die Bühne.

Es braucht diesen Herrn ganz dringend, denn Valtinonis Oper ist eine bunte Revue mit leichten Erzählschwächen. Natürlich treten alle bekannten Figuren auf: Fuchs und Kater, die hilfreiche Fee und der Puppentheaterdirektor. Aber es ist auch für Erwachsene nicht ganz einfach, der Geschichte zu folgen, weil die deutsche Übersetzung ziemlich steifleinern daherkommt und die Verstärkung der Kinderstimmen die Verständlichkeit des Texts auch nicht gerade verbessert.

Honigsüße Musik

Leider haben Valtinonis Textdichter etwas vergessen: die bei einer Kinderoper eigentlich unerlässlichen Späße zur Unterhaltung der begleitenden Erziehungsberechtigten. Valtinonis honigsüße Musik erinnert in ihren besten italienischen Momenten immerhin an Nino Rotas Vertonungen der Filme von Federico Fellini.

So hält man sich besser an Ranischs liebenswürdige Einfälle und Zutaten. Seine Ausstatterin Saskia Wunsch entfesselt mit Projektionen sehr geschickt eine Menge Theaterzauber. Und am Ende landet der Nachtpförtner auf dem Dach des Probengebäudes im Schneefall. Angesichts der drückenden Hitze während der Premiere eine gewaltige Erleichterung.

Aber jetzt haben wir genug genörgelt. Denn eigentlich verdient die Aufführung nur größtes Lob, denn der von Stellario Fagione einstudierte Kinderchor der Bayerischen Staatsoper macht seine Sache famos.

Seine Solisten singen und spielen alle Rollen außer dem Nachtpförtner und dem Schreiner Geppetto (Andreas Kohn). Da gibt es ganz zauberhafte Insekten-Ärzte, Schnecken, eine Grillen-Prozession, Esel, eine wandelnde Thunfischdose und manches andere, was der Zuschauer gern ins Herz schließt.

Eine Stärke, die alle Schwächen wieder wettmacht

Nach allerlei Prüfungen wird Pinocchio schließlich zum Menschsein erlöst. Da kommt ein Hauch von „Zauberflöten“-Humanismus auf. Das ist schön. Noch schöner ist aber die Kernbotschaft dieser Aufführung: Hier spielen keine Erwachsenen für junge Zuschauer, sondern Kinder für Kinder.
Sie zeigen allen Zuschauern, wie weit man kommen kann, wenn man Musik macht und an einem gemeinsamen Strang zieht. Das ist eine einmalige Stärke dieser Aufführung. Sie macht alle Schwächen von Valtinonis Oper wett.
    Robert Braunmüller
Wieder am 9. und 10.6., 17 Uhr, 11.6., 11 Uhr, Karten und Infos unter % 21 85 19 20

 

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