Der Tenor Paolo Fanale über seine Rolle als Opern-Sexsymbol

Der 1982 in Palermo geborenen italienische Tenor Paolo Fanale sang eine Arie von Rossini im T-Shirt und wurde zum Internet-Star
Robert Braunmüller |
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Eben ernannte ein amerikanisches Magazin den Fußballer David Beckham zum „Sexiest Man Alive“. Das provoziert die Frage: Kann die Oper da mithalten? Wer ist der anziehendste Mann der Opernwelt? Jonas Kaufmann? Oder doch der italienische Tenor Paolo Fanale? Ein von ihm gesungener Ausschnitt aus Rossinis „Stabat Mater“ fand seit September auf Youtube 1,3 Millionen Zuschauer und wurde 13 000 mal geteilt. Mit Kommentaren wie „Was für Muskeln!“ und „Was für ein Gesicht!“. Im November singt der Sizilianer dreimal den Ferrando in Mozarts „Così fan tutte“ im Nationaltheater.

AZ: Mr. Fanale, Sie ahnen wahrscheinlich, welche Frage jetzt kommt ...

PAOLO FANALE: Ich habe, seit das Video im Netz steht, eine Menge Interviews in Italien, Spanien und Frankreich gegeben. Alle haben gefragt, ob ich dieses T-Shirt auch im Konzert trage.

Und was war Ihre Antwort?

Natürlich nicht. Das Video entstand auf einer Probe mit dem Orchestre de Paris. Ich habe keine Revolution in der Konzertkleidung vor.

Warum war das Video so ein riesiger Erfolg?

Vermutlich, weil junge Leute lieber etwas Unfertiges von einer Probe sehen als die Perfektion einer Aufführung. Aber das stört mich nicht, weil ich ziemlich oft auch nach der tollen Musik gefragt wurde, die viele Leute nicht kennen.

Rossinis „Stabat Mater“ ist eben kein Teil der Popkultur.

Publicity schadet nie. Über das Web erreiche ich Menschen, die keine Konzertkritiken in Zeitungen lesen. Rossini ist leicht zu hören, und wenn sich jemand über das „Stabat mater“ für Klassik interessiert, ist das doch wunderbar.

Sind Sie oft online?

Ich habe mich bisher wenig für Soziale Medien interessiert. Ich hielt es für Zeitverschwendung. Aber solche Kanäle werden auch für Künstler immer wichtiger. Viele Leute wollen Hintergrundinfos, bevor sie ins Konzert oder in die Oper gehen. Und es ist ein Vorteil, dass das Internet fast nichts kostet.

 

 

Wer hat das Video gedreht?

Jemand vom Orchestre de Paris. Das Marketing wollte zwei Tage vor der Aufführung des „Stabat Mater“ unter dem Dirigenten Jesús López Cobos einen Ausschnitt aus der Probe online stellen. Dann hat es sich zur allgemeinen Überraschung rasend schnell über Facebook verbreitet. Auch die Leute vom Orchester waren ganz überrascht.

Wie fühlt man sich als Sexsymbol?

Auch nicht anders anders als vorher. Ich bin Paolo Fanale! Natürlich schmeichelt es einem, das leugne ich nicht.

Besonderes Lob gab es im Internet für Ihren Bizeps. Treiben Sie Bodybuilding?

Früher ein bisschen. Jetzt mache ich zu Hause nur noch ein paar Übungen. Vor allem hebe ich meine beiden kleinen Söhne hoch. Das gibt Kraft.

Was wären Sie gerne, wenn Sie nicht Opernsänger wären?

Pianist. Ich spiele seit meiner Jugend Klavier. Auf diese Weise habe ich die Musik für mich entdeckt.

Im Nationaltheater singen Sie nicht Rossini, sondern den Ferrando in Mozarts „Così“. Der Komponist ist in Italien traditionell weniger beliebt.

Ich wollte immer Mozart singen. Vielleicht habe ich eine deutsche Seele. Wer Arien wie „Dalla sua pace“ oder „Un aura amorosa“ schafft, kann alles singen. Man braucht für diese Arien keine besondere Höhe – die hat man als Tenor ohnehin. Diese Arien fordern den Übergangsbereich der Stimme.

Reizt Verdi Sie weniger?

Ich bin oft als Fenton in „Falstaff“ auftretreten, auch an der Met in New York. Aber das ist ein Sonderfall. Gut, bald kommt in London der Alfredo in „La traviata“. Aber ich singe lieber Mozart, Donizetti und Rossini. Verdi kann warten.

Im Musikland Italien wird derzeit wenig Oper gespielt. Warum ist das so?

Es liegt an der verfehlten Politik – ein ewiges Trauerspiel. Und niemand zahlt Steuern. Deutschland und Japan sind viel besser organisiert. In Florenz wurde kürzlich ein neues Opernhaus eröffnet. Ein Riesenbau, wie die Pariser Bastille-Oper. Ich habe dort den Pelleas in Debussys Oper gesungen. Die Akustik ist schlecht. Die Architektur ebenfalls: Das Wichtigste war ein nutzloser Platz zwischen Orchestergraben und Bühne, geschaffen für Politiker, damit der ganze Zuschauerraum sieht, wie sie sich vor der Vorstellung wichtig machen.

Nationaltheater, 20., 22. und 24. 11., Restkarten unter Telefon 2185 1960

 

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