Der Stammtisch als Inspiration

In seiner Hengersberger Heimat hat Django Asül sein neues Programm „Offenes Visier“ entwickelt
von  Thomas Becker
Der überzeugte Niederbayer Django Asül.
Der überzeugte Niederbayer Django Asül. © Dirk Beichert

Ganz ohne Scheuklappen und toten Winkel, sondern mit Weitblick und einer gehörigen Portion purer Gaudi präsentiert Django Asül ab Mittwoch im Lustspielhaus sein neues Programm „Offenes Visier“.

AZ: Ehrlich gesagt hat uns der Titel Ihres neuen Programms doch etwas überrascht. Schließlich kam es uns in all den Jahren doch so vor, als seien Sie schon immer einer gewesen, der dem Feind mit Mumm direkt ins Auge schaut.
DJANGO ASÜL: Aber jetzt tue ich das mehr denn je. Der Startpunkt zu diesem Programm war folgender: Der Klassensprecher meines alltäglichen Stammtischs in Hengersberg meinte, ich möge mich endlich wieder bequemen, ein neues Programm zu machen, und der Kernsatz dieses Programms ist ein Originalzitat von diesem Stammtischbruder: „Die Realität da draußen hat schon lange nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun.“ Das war dann der Punkt, an dem mir klar war: Das ist ein klarer Auftrag!

Also ran an die Wirklichkeit! Laut Ankündigungstext geht es nach Marseille, Malta und in den Nahen Osten.
Erkenntnisse und Gedankenspiele aus Reisen an diese Orte spielen mit hinein. Ein spezifisches Erlebnis von einem Ausflug nach Malta hat mir zum Beispiel den europäischen Gedanken sehr nahe gebracht. Ich habe nämlich festgestellt, dass Malta das ideale EU-Land ist.

Warum?
Das erkläre ich im Programm. Da bringe ich auch für mich interessante Offenbarungen, so dass man allein an dieser Geschichte schon merkt: Hoppla, der hat jetzt seinen Blick ganz anders geweitet im Vergleich zu früher!

Inwiefern? Mehr so aufs große Ganze?
Aus meinem Hengersberger Blickwinkel heraus komme ich auf die großen Themen unserer Zeit. Beispiel: Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben, wenn Nachhaltigkeit und Solidarität die großen Schlagworte sind? Wie können wir das umsetzen? Nicht nur im Alltag, sondern auch zum Beispiel im Urlaub oder beim Thema Wohnen: Wie bereiten wir uns auf das Alter vor, so dass wir dann niemandem zur Last fallen? Da habe ich sachdienliche Hinweise, wie man der Demenz entkommen kann. Und es wird allumfassend die Frage geklärt ,Hat der Deutsche ein Identitätsproblem?’ Wenn ja: Warum hat das der Bayer nicht?

Fehlen nur noch Klimawandel, Digitalisierung und die anderen üblichen Verdächtigen.
Dazu noch der Blick auf die Arbeitswelt von heute und auf die von morgen – und wie wir dann damit umgehen sollten. Das Besondere des Programms ist, dass es die hochaktuellen Themen aufgreift, das, was die Leute auch beschäftigt – ohne einen einzigen Politiker- oder Parteinamen zu nennen.

Sie kommen also ohne Donald Trump und die Merkel-Raute aus?
Absolut. Eine ganz klare Abgrenzung zu meinem Jahresrückblick, bei dem ich an all den Namen ja gar nicht dran vorbeikomme.

An den Themen Ihres Stammtischs kommen Sie anscheinend auch nicht vorbei.
Wir haben dort aus gegebenenem Anlass auch mal über den Begriff Lebenserwartung diskutiert, und am Ende meinte unser Klassensprecher, dass Lebenserwartung eigentlich nichts mit Alter zu tun hätte, sondern damit, was man vom Leben erwartet – ein sehr philosophischer Ansatz.

Sie machen uns neugierig: Was ist das eigentlich für ein Stammtisch?
Einer, den bereits Markus Söder und auch Paul Breitner besucht haben – weil sie so gespannt darauf waren, was an diesem Tisch passiert. Sogar unser Bürgermeister nutzt diesen Stammtisch direkt am Marktplatz zur offiziellen Meinungsbildung – anstatt des Gemeinderates.

Wie viele Mitglieder gibt es und wie oft wird getagt?
Minimalbesetzung sind vier, in der Spitze sind wir zehn. Und wir tagen nur sechs Mal pro Woche.

Da kommen Ihnen Ihre Kabarettauftritte ja regelrecht in die Quere.
Dadurch habe ich mich aber auf das Wesentliche konzentriert, was dem Programm durchaus geholfen hat. Nachdem Politik ja mittlerweile nicht mehr im politischen Handeln, sondern mehr im Ankündigen von Politik funktioniert. Somit ist es ein äußerst pragmatisches Programm geworden. Mehr Bezug zum wahren Leben als in diesem Programm habe ich bislang noch nie hinbekommen.

Mit dem Stammtisch als Korrektiv und Themenspender.
Zumindest ist es ein Korrektiv für mich als Mensch, weil: Wo wird man sonst jeden Tag ungefragt eingenordet?

Bleibt uns nur noch, über Markus Söder, Ihren Spezl vom traditionellen Maibock-Anstich, zu reden. Bleibt der denn nun Ober-Bayer, oder fühlt er sich doch zu Höherem berufen?
Nachdem sein Zieh-Vater Edmund Stoiber heißt und er sehr schön erleben konnte, wie Stoibers Avancen in Berlin geendet sind, traue ich ihm zu, dass seine Intelligenz in dem Fall sein Selbstvertrauen deutlich übertrumpft. Wenn er sich das Leben unnötig schwer machen will, würde er den Gang nach Berlin versuchen, wobei ich glaube, dass der Grundtenor außerhalb Bayerns ist, dass ein Bayer Deutschland nicht regieren sollte – das wäre zu viel Migrationshintergrund.

Django Asül spielt vom 4. bis 7. März im Lustspielhaus (Occamstraße 8), jeweils um 20 Uhr, Karten unter Telefon 344974

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