"Der Sittich" im Bayerischen Hof: Zehn Jahre mehr im Vogelkäfig
Vor einigen Monaten erhielt sie den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises, aber vom ehrenvollen Ruhestand ist Michaela May noch weit entfernt.
Michaela May in der Inszenierung ihres Mannes Bernd Schadewald
Trotz der Corona-Einschränkungen drehte sie im vergangenen Jahr fünf Fernsehfilme, liest zur Zeit zwei Hörbücher ein - darunter ihre im Frühjahr erscheinende Autobiografie - und sie spielt auch noch Theater. Heute feiert sie in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere.
Auf dem Programm steht die französische Boulevardkomödie "Der Sittich" von Audrey Schebat in einer Inszenierung von Michaela Mays Ehemann Bernd Schadewald.
AZ: Frau May, diese Zwei-Personen-Komödie ist nicht immer nur lustig. In sehr pointierten Dialogen geht ein Paar an das Eingemachte seiner Ehe.
MICHAELA MAY: Es ist eine Dramödie. Nach "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer, der mir in seiner Art wie er schreibt und auch aktuelle Themen aufgreift, sehr liegt, haben wir lange gesucht, um etwas zu finden, womit man sich identifizieren kann. Und diese Geschichte geht jeden etwas an, der in einer Partnerschaft lebt - in welcher Form auch immer. Mein Mann und ich haben uns gewundert, dass dieses Stück in Deutschland noch nie gespielt wurde. In Frankreich wurde es mit großem Erfolg von Jüngeren gespielt, aber ich habe dann gesehen, dass es diese Problematik in jeder Altersklasse gibt. Wir haben einfach zehn Jahre auf das Eheverhältnis drauf gepackt.
Michaela May: "Man führt eine Konversation, die sich über Jahre eingeschliffen hat"
Die Autorin ist hierzulande noch kaum bekannt.
Audrey Schebat wird zu unserer Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung nach München kommen.
Es gibt witzige Wortscharmützel, wenn beispielsweise leidenschaftlich darüber diskutiert wird, ob "Einbrecherin" ein Männerberuf sei.
Da fangen die Komödie und der Wortwitz an. Gegen Schluss kommt es zu einem überraschenden Umbruch. Dieses Stück ist raffiniert geschrieben und funktioniert.
Das Werk heißt "Der Sittich". Haben Sie denn selbst einen Vogel?
Ich hatte als Kind einen blauen Wellensittich, der "Bitsie" hieß. Meine Eltern konnten keine größeren Tiere halten und es gab Fische, mal einen Hamster und eben auch mal einen Vogel. Mit dem Sittich ist natürlich in einem übertragenen Sinne die Gefangenschaft in einer Beziehung gemeint, aus der man nicht heraus kommt. Man lebt in einem goldenen Käfig, in dem man alles hat und man führt eine Konversation, die sich über Jahre eingeschliffen hat. Man lebt miteinander und vor allem nebeneinander.
Michaela May: Darum erscheint meine Autobiografie
Sie arbeiten nicht zum ersten Mal unter der Regie Ihres Ehemannes. Ist diese Vertrautheit aus dem privaten Leben bei den Proben hilfreich oder eher hinderlich?
Es hilft grundsätzlich, trägt aber auch dazu bei, dass bestimmte Meinungsverschiedenheiten in härtere Diskussionen ausarten können. Es wird öfters deutlich, dass Männer dann doch anders empfinden als Frauen. Manchmal haben wir uns sehr gefetzt, und das hilft natürlich, weil man sich traut, die Konfrontation mit dem Anderen einzugehen. Mein Mann und ich haben eine große Streitkultur. Krystian Martinek, mein Patner im "Sittich", hat mal gesagt, dass wir ein so interessantes Paar sind und so cool miteinander umgehen. Aber es ist nicht so, dass ich ihm immer recht gebe oder er mir immer recht gibt. Wir sind beide ganz schön harte Nüsse.
Ihre Autobiografie, die im Februar zu Ihrem 70. Geburtstag erscheint, wird "Hinter dem Lächeln" heißen. Können Sie schon ein wenig davon verraten, was wir hinter Ihrem Lächeln finden werden?
Ich darf vor dem Erscheinen nichts sagen, kann aber verraten, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Anlässlich des 70. Geburtstags fragten verschiedene Verlage an, und ich wusste nicht, was ich erzählen soll außer ein paar Anekdoten von Dreharbeiten. Der Anlass war schließlich der Tod meiner Mutter 2019, der mich befreite von Dingen, die ich bis dahin nicht erzählen wollte. Ich erzähle nun von meiner Kindheit und meiner Jugend über Dinge, die ich nie öffentlich gemacht habe. Ich hatte meinen Eltern versprochen, nicht darüber zu sprechen. Ich mache das nun, um etwas los zu werden, was mich auch ausmacht.
In einigen Wochen feiern Sie Ihren runden Geburtstag. Was haben Sie vor für diesen Tag?
Keine Ahnung. Aber ich habe ja einen Regisseur zum Mann, der, wenn es um Geburtstage geht, ein großer Überraschungskünstler ist. Ich hatte eigentlich vor, abzuhauen wie bei meinem 60. Geburtstag nach Australien oder beim 50. nach Mauritius. Aber in diesem Jahr wird am 10. März, nach dem wir in der Komödie im Bayerischen Hof fertig sind, im Literaturhaus das Buch vorgestellt. Deshalb habe ich mir nur drei Tage Auszeit genommen, und mein Mann sagte, ich darf in dieser Zeit nicht wegfahren. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Komödie im Bayerischen Hof, bis zum 6. März, jeweils 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Karten unter Telefon 29 1616 33