Der Schwarm schaut Schwarzwaldklinik
Die Wahrheit über den Sieg der Bayern über Hertha in der vergangenen Woche, wie sie Frank Lüdecke sieht: Die Berliner spielten „aus humanitären Gründen“ nur mit halber Kraft, damit die Münchner so frühzeitig den Titel holen, dass sie ihn nicht in der Justizvollzugsanstalt feiern müssen. Das blieb die einzige Hoeneß-Lästerei seines umjubelten München-Gastspiels im Lustspielhaus.
Mehr fällt Lüdecke zu Bundeskanzlerin Angela Merkel ein, die er sympathisch findet. Sie interessiere sich halt nicht für Politik: „Das finde ich so schade. Gerade in ihrem Beruf“. Oder schätzt an Wladimir Putin, dass er die bewährte historische Reihenfolge respektiert: „Erst Olympische Spiele, dann Einmarsch“.
„Schnee von morgen", der Titel des Programms, mit dem der freundliche Grübler mit Berliner Schnauze die Republik bereist, ist mehr als nur ein kalauerndes Spiel mit einem geflügelten Wort. Vollständig lautet die Arbeitsthese: „Was wir heute lernen, ist Schnee von morgen und war gestern schon falsch“. Immer schneller rotiert die Nachrichtenlage, aber immer weniger ist Zeit, mit dem explodierenden Wissen etwas anzufangen.
Welche Folgen hat der gewaltige Informationsfluss für die Demokratie? Genussvoll plaudert Lüdecke über das Phänomen der „Schwarmintelligenz“. Wenn nicht mehr Einzelne entschieden, sondern die Gruppe, müsse das doch richtig sein. Hinterhältig stellt er dann die Frage, welche die meistgesehene Sendung im deutschen TV gewesen sei. Antwort: Die achte Folge der „Schwarzwaldklinik“, die am 17. November 1985 27 Millionen Zuschauer hatte. So werde aus der Weisheit der Masse ganz einfach nur Mainstream.
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