Der Russe Igor Zelensky folgt 2016 auf Ivan Liska

Münchens Ballett-Gänger kennen ihn schon aus der "Bayadere" oder "Manon" - mit der Spielzeit 2016/2017 wird der Russe Igor Zelensky Direktor des Staatsballetts und beerbt damit Ivan Liska
Volker Boser |
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Schon seit dem Herbst des vergangenen Jahres war abzusehen, dass sich etwas zusammenbraut über dem Tanzhimmel Münchens. Nun ist es gewiss: Igor Zelensky wird mit Beginn der Spielzeit 2016/2017 Direktor des Bayerischen Staatsballetts. Er löst Ivan Liska ab, der die Compagnie seit 1998 leitet.

Die Entscheidung irritiert allerdings. Denn sie signalisiert die Fortsetzung jener glamourösen, dem Mainstream verpflichteten Pflege einer Tradition, die dringend neue Impulse benötigte. Der Russe Igor Zelensky hat seit 1988 am Mariinsky Ballett in St. Petersburg alle grossen Rollen getanzt. Er war fünf Jahre Erster Solist beim New York City Ballet und gastierte auch mehrere Male in München, etwa als Solor in "La Bayadere" oder in MacMillans "Manon".

Ein Traditionalist

Fraglos ein hinreissender Tänzer, ausgestattet mit einer Menge Charisma - aber für die Leitung einer so anspruchsvollen Compagnie wie das Bayerische Staatsballett mögen womöglich andere Qualitäten gefragt sein.

Immerhin: Erste Erfahrungen sammelte Zelensky in Athen als Assistent Director. Dort brachte er die Petipa-Klassiker auf die Bühne. Später wurde er Leiter der Opern- und Ballettakademie in Novosibirsk und der Moskauer Stanislavsky Compagnie.

Wie man hört, gestaltete sich das Rennen bis zum Schluss offen: Richard Siegal war ebenfalls ein hoch gehandelter Kandidat. Er tanzte zwischen 1997 und 2004 bei William Forsythe in Frankfurt und erhielt 2013 den Tanzpreis der Landeshauptstadt München. Mit "Unitxt" gab er seinen erfolgreichen Einstand als Choreograf beim Staatsballett. Ohne beide gegeneinander ausspielen zu wollen: da dürften Welten dazwischen liegen.

Der eine ein hochvirtuoser Traditionalist, international optimal vernetzt, der andere ein Neuerer, dessen Berufung Mut und Risikobereitschaft erfordert hätte. Doch das zu wagen, dazu sahen die Verantwortlichen derzeit keine Veranlassung.

Igor Zelensky wird die Klassiker - Petipa, Cranko oder Ashton - pflegen, pflichtgemäss neue Choreografen ausprobieren und die Münchner Tanz-Freaks mit berühmten Gästen zufrieden stellen. Ob das Staatsballett je einmal eine Compagnie wird, wegen der man extra nach München kommt, um eine Aufführung mitzuerleben, bleibt somit weiterhin offen.

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