Kritik

"Der kleine Horrorladen“ im Silbersaal: Wunderbar nett

Das Grusical "Der kleine Horrorladen" im Silbersaal des Deutschen Theaters.
von  Mathias Hejny
"Der kleine Horrorladen" im Silbersaal des Deutschen Theaters.
"Der kleine Horrorladen" im Silbersaal des Deutschen Theaters. © Lioba Schöneck

München - Tage des Schreckens im Deutschen Theater: Während auf der großen Bühne die "Rocky Horror Show" tobt, öffnet im Silbersaal "Der kleine Horrorladen".

Ein Blumengeschäft im Problemkiez von L.A.

Das Blumengeschäft in einem Problemkiez von Los Angeles gehört Mr. Mushnik und steht notorisch vor der Pleite. Sein junger Angestellter Seymour hat eine völlig neue Pflanze entdeckt, die er ins Schaufenster stellt. Von nun an läuft nicht nur das Business, sondern Seymour wird ein Star, und es scheint, als werde er sogar die angebetete Kollegin Audrey bekommen.

Der 40. Geburtstag des kleinen Horrorladens

Doch Audrey Zwo hingegen, wie Seymour seine Pflanze liebevoll nennt, erweist sich als "übles Gemüse", denn sie fordert Blut und frisst schon mal Menschen. Das Musical "Der kleine Horrorladen" feiert heuer seinen 40. Geburtstag, basiert aber auf einem B-Movie aus dem Jahr 1960 des Trash-Altmeisters Roger Corman und wurde 1986 von Frank Oz verfilmt.

Anders als in dieser Kinoversion gibt es im Gruselmusical kein Happyend: Audrey Zwo ist, wie nebenan der wie Frank'n'Furter, ein Alien und, anders als der Libidinöse aus dem All, strebt sie nach der Weltherrschaft.

Ein Dschungel aus Plastikschläuchen

Meistens orientieren sich die Bühnenbildner an den Filmen, wenn sie die Akt für Akt wachsende fleischfressende Pflanze entwerfen. Für die Produktion der Theaterakademie August Everding aber, die in der Reihe "Masterclass im Silbersaal" an der Schwanthalerstraße gastiert, packte das Ausstattungsduo Onno Gaissmaier und Esther Abdeighani die Sängerin Danai Simantin in einen Dschungel aus Plastikschläuchen, Röhren und Nadeln, in denen sie sich in und auf Mushniks Blumenladen-Guckkasten bewegen kann.

Die völlige Freiheit der neuen Geschlechterzuordnung

Regisseur Benjamin Truong setzt auf die völlige Freiheit von Gendergrenzen. Der alte Mr. Mushnik, aus dem man auch eine Mrs. Mushnik hätte machen können, wird von der zarten und energiegeladenen Roberta Monção gespielt.

Den liebenswerten Seymour übernahm Delia Bauer und selbst eine der Soulgirls, die eine Erzählerinnenfunktion haben, ist ein Boy. Aber das sympathische Ensemble legt sich, nicht zuletzt in den aufwändigen Choreografien von Anastasia Andreeva, mit so viel Spaß am Horror ins Zeug, dass das alles trotzdem passt.

Zu nett für einen schwarzhumorigen Jux

Der "halbsadistische" Zahnarzt Orin (Johannes Summer), immerhin, der die arme Audrey gewohnheitgsmäßig verprügelt, ist ein Mann geblieben. Dennoch bleibt Truongs Inszenierung für einen schwarzhumorigen Jux, der sich zudem als warnende Parabel auf die drohende Macht des Bösen verstehen will, doch viel zu nett.


Deutsches Theater, Silbersaal, noch bis zum 28. März, jeweils 20 Uhr, Tel: 089/4234444

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