Der Gott des Reichtums ist ganz schön gestört

Gunnar Petersen inszeniert Aristophanes’ Komödie „Plutos” im Innenhof der Glyptothek
Mathias Hejny |
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Schon vier Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung grübelte man auf dem Theater über eine Frage nach, die wir bis heute nicht abschließend beantworten können: Reichtum für alle? Im Deutschland unserer Tage wird immer mal wieder zumindest über ein Grundeinkommen für alle diskutiert. Für Aristophanes, den erfolgreichen Komödienschreiber aus dem antiken Griechenland, der traditionelle Werte verfocht, wäre das kommunistisches Teufelswerk.

Für seine traumhaft schönen Theaterspiele im Innenhof der Glyptothek grub Gunnar Petersen „Plutos” aus, eine späte Komödie des Aristophanes. Der Titelheld ist der Gott des Reichtums und blind, weshalb es häufig die Schlechten – Verbrecher und Faule – sind, die er mit Wohlstand und Besitz ausstattet. Erst als er wieder sehen kann, werden auch die Guten reich, was den Zerfall der Ordnung zur Folge hat: Keiner arbeitet mehr und niemand mehr braucht den Beistand der Götter.

Von ideologischem Diskurs lässt Petersen die Finger. Mit augenzwinkernder Archaik setzt er unsere Erfahrung voraus, dass die Schlechten auch die Tüchtigen in den Banken und Ratingagenturen sein können. Den Plutos stattet er über die Blindheit hinaus mit einem komplexen Syndrom weiterer Störungen aus. Nicht nur anständig und arm, sondern auch hinterlistig sind Chremylos (Klaus-Peter Bülz) und sein musikalischer Sklave Karion (Sven Schöcker). Plutos’ Gegenspielerin ist Penia, die Göttin der Armut – bei Beles Adam sehr streng und finster. Fürs Komische ist wieder Catalina Navarro Kirner in mehreren Rollen zuständig und stellt, wenn es sein muss, auch einmal solo eine jubelnde Menschenmenge dar.

Innenhof der Glyptothek, bis 3. August und 6. August bis 14. September 2013, dienstags bis samstags 20 Uhr, Tel.3003013

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