Der Broadway in Fröttmaning

Josef E. Köpplinger, Intendant des Theaters am Gärtnerplatz, über Cole Porters Musical "Anything goes" und seine Existenz als Theaterleiter auf permanenter Wanderschaft
von  Robert Braunmüller

Josef E. Köpplinger, Intendant des Theaters am Gärtnerplatz, über Cole Porters Musical "Anything goes" und seine Existenz als Theaterleiter auf permanenter Wanderschaft

Genau eine Woche nach "Cabaret" in der Reithalle bringt das Gärtnerplatztheater heute seine nächste Premiere heraus: Hausherr Josef E. Köpplinger inszeniert Cole Porters Musical "Anything goes" im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters.

AZ: Herr Köpplinger, gibt es einen Grund, dass beide Stücke so rasch aufeinander folgen?
JOSEF E. KÖPPLINGER: "Cabaret" und "Anything goes" beleuchten die politische und wirtschaftliche Krise der 1930er Jahre. Das hat auch viel mit uns zu tun - auch wenn wir nicht wie damals auf dem Vulkan tanzen. Aber ich mache mir schon Sorgen um Ungarn, wo ein Rechtsextremist an der Regierung ist.

Wie kommt es, dass "Anything goes" bisher nie in München gespielt wurde?
Weltweit ist es eines der meistgespielten Musicals, aber für Repertoiretheater bleibt es eine Herausforderung. Die Darsteller müssen steppen, sprechen und sehr gut singen. Zu den Rollen gehört gelebte Erfahrung. Es braucht Starflitter. Und da bin ich stolz, dass wir Anna Montanaro haben: Sie ist die dritte Deutsche nach Hildegard Knef und Ute Lemper, die am Broadway aufgetreten ist.

Die Handlung von "Anything goes" gilt als weniger wichtig.
Ja und nein. Es ist eine typische Screwball-Comedy, die vom Tempo und der Anstrengung lebt, die man nicht merken soll. Cole Porter liebte das temporeiche Spiel mit Worten und den Sprach-Slapstick - fast wie im absurden Theater. Für mich gibt es vier grosse Wortakrobaten des Musiktheaters: Purcell, Mozart, Henze und Cole Porter. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Texte englisch zu lassen.

Haben Sie "Anything goes" schon einmal gemacht?
2000 in Klagenfurt als österreichische Erstaufführung. Ich fühle mich schon als Missionar für dieses Stück, in dem ein Hit den anderen jagt.

Wie fühlen Sie sich nach einem guten halben Jahr als Intendant auf Wanderschaft?
Ich wusste, was auf mich zukommt.

Wie schaut Ihre Planung aus?
Wir rechnen fest damit, dass im Frühjahr 2015 der Einzug ins Gärtnerplatztheater beginnt. Ich möchte im Januar 2014 ein Stammensemble engagieren, mit dem ich Mozarts "Zauberflöte" und "Figaros Hochzeit" spielen kann - ergänzt durch Gäste. Mit diesen Sängern kann ich dann fast alles besetzen, was für uns in Frage kommt. Ich möchte nicht, wie bisher, pro Monat bis zu 14 verschiedene Stücke zeigen, sondern etwa sechs, weil ich festgestellt habe, dass sich die Münchner rasch auf unseren Stagione-Betrieb eingestellt haben.

Premiere heute, 19.30 Uhr, im Fröttmaninger Zelt, dann fast täglich bis 22. März. Karten: Tel. 21 85 19 60

 

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