Kritik

Das Spektakel "Superheroes letzte Schlacht" in der Schauburg

Das Theater der Jugend in der Elisabethstraße zeigt ein Stück fast ohne Worte für Kinder ab sieben Jahren
von  Anne Fritsch
Lucia Schierenbeck, Franzy Deutscher, Michael Schröder und Janosch Fries im Kampf mit der Schmutzwäsche.
Lucia Schierenbeck, Franzy Deutscher, Michael Schröder und Janosch Fries im Kampf mit der Schmutzwäsche. © Fabian Frinzel

Auf der Bühne der Schauburg sieht es aus wie in einem etwas durcheinander geratenen Waschsalon. Überdimensionierte Waschmaschinen stehen an den Seiten, hinter- und übereinander, was das Zählen erschwert. An die vierzehn dürften es sein, dazwischen Wäschewagen, Wäschestangen, Wäschekisten. Alles Weißwäsche, Ton in Ton.

Umso mehr fällt Sibel Polat auf, die sich in schwarzer Hose und gelbem Shirt aus dem Wäscheschacht windet, in der Hand einen schwarzen Koffer. Sie inspiziert die Räumlichkeiten, zieht sich zurück. Und dann erwachen allerlei weiße Wäschehaufen zum Leben. Im Dampf und Duft der Kochwäsche quillen sie aus Körben, wälzen sich über die Bühne, rollen gefährlich nah an den Bühnenrand und drapieren sich vor den Waschmaschinen. Ein herrliches Spektakel!

Schnell, turbulent, lustig

Ein Mädchen im Publikum ruft etwas lauter als geplant "Ach, du Scheiße!" und starrt von jetzt an eine Stunde gebannt auf die Bühne. Denn was Regisseur Michai Geyzen hier mit dem Schauburg-Ensemble inszeniert hat, ist schnell, turbulent und sehr, sehr

"Superheroes letzte Schlacht" in der Schauburg
"Superheroes letzte Schlacht" in der Schauburg © Fabian Frinzel

lustig.

"Superheroes letzte Schlacht" heißt dieses Stück Physical Theater, das fast ohne Worte auskommt, dafür mit jeder Menge Slapstick, Kampfszenen und Pantomime punktet. Die Koproduktion mit dem Theater Laika aus Antwerpen ist ein großer Spaß über vier - ja was eigentlich? - Wäschemonster, die zu Superhelden mutieren.

Ausbruch aus dem Wäschetrott

Franzy Deutscher, Janosch Fries, Lucia Schierenbeck und Michael Schröder arbeiten und leben in dieser Waschsalon-Welt, die Anja Furthmann auf die Bühne gebaut hat. Sie hängen weiße T-Shirts und Hemden auf Kleiderbügeln von A nach B, warten, bis der eine Waschgang fertig ist und starten einen neuen. Eine Choreographie des alltäglichen Wahnsinns. Abgesehen davon ist ihr Dasein einigermaßen vorhersehbar, um nicht zu sagen: farblos. "I ain't gonna wash this dirty laundry no more", singen sie drum auch mal im Chor.

Erst als Sibel Polat dazu kommt und sich hie und da ein farbiges Teil in die weiße Wäsche mischt, tut sich was im immer gleichen Wäschetrott. Michael Schröder findet einen Eishockeyhandschuh, übt sich in Heldenposen, Franzy Deutscher und Lucia Schierenbeck ziehen nach. Nur Janosch Fries pocht noch auf die Pflicht, bis er selbst heimlich einen gelben Gummihandschuh als Heldenutensil ausprobiert.

Superkräfte retten die Welt

Irgendwann wird der erste Kleiderbügel auf den Boden geworfen wie ein Fehdehandschuh wider den tristen Trott. Die vier üben Supertricks, sausen auf dem Wäschewagen über die Bühne und wagen kleine Ausbrüche. Die Neue aber begutachten sie skeptisch, ihre Power löst stromschlagähnliche Schrecksekunden bei den anderen aus.

"Superheroes letzte Schlacht" in der Schauburg
"Superheroes letzte Schlacht" in der Schauburg © Fabian Frinzel

Schließlich lassen sie sich aber allzu gerne von ihr in Superheroes verwandeln. Ausgerüstet mit Sockenmänteln, Weichspülermasken und Wäscheklammerhandschuhen testen sie ihre neuen Superkräfte und retten fortan die Welt vor Bankräubern, Bränden, Flugzeugabstürzen und Zugunglücken. Wann immer das rote Telefon klingelt, katapultiert sich einer durch eine Waschmaschinentrommel an den Ort des Geschehens.

Zuletzt etwas moralisch

Doch wie das so ist mit Utopien: Meist sind sie zu schön, um wahr zu sein. Und so wächst mit der Macht auch die Geltungssucht, jeder und jede will am größten, stärksten, supersten sein. Aus den Heldenposen werden Angeberposen, aus dem Team Streithähne. Statt gegen das Böse dieser Welt kämpfen sie jetzt gegen einander. Eine Schlägerei bricht aus, bei der keine Waschmaschine auf der anderen bleibt. Und ehe sie es sich versehen, ist er aus, der Superhero-Traum.

Dass das wilde Treiben gegen Ende ein klein wenig moralisch wird, sei verziehen. Die Botschaft schließlich ist eine schöne: Auch Helden des Alltags werden dringend gebraucht, mit ein bisschen Fantasie kann jeder Superkräfte entwickeln. Und auch eine Umarmung kann manchmal die Welt retten. Mission erfüllt. Sibel Polat macht sich in ihrem Waschmaschinen-Ufo auf zu neuen Herausforderungen, bestimmt können auch andere Galaxien ein bisschen mehr Farbe gebrauchen.

Wieder am 10. und 11. April um 10 Uhr und am 13. April um 16 Uhr in der Schauburg am Elisabethplatz. Karten bei Münchenticket

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