Interview

Das plant Serge Dorny an der Staatsoper

Der Intendant über seine Pläne der kommenden Spielzeit in München mit Jonas Kaufmann, Wagner und Strauss
Robert Braunmüller
Robert Braunmüller
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Serge Dorny vor der Staatsoper bei der Einweihung der Stufenbar 2023.
Staatsoper 3 Serge Dorny vor der Staatsoper bei der Einweihung der Stufenbar 2023.
Jonas Kaufmann in "La Fanciulla". Er kommt wieder als Canio in "Der Bajazzo".
W. Hösl 3 Jonas Kaufmann in "La Fanciulla". Er kommt wieder als Canio in "Der Bajazzo".
Der Intendant bei der Präsentation des Programms.
W. Hösl 3 Der Intendant bei der Präsentation des Programms.

Die vierte Saison von Serge Dorny und Vladimir Jurowski an der Bayerischen Staatsoper steht vor der Tür. "Aus dem Leben durch die Liebe" lautet das Motto der Spielzeit, die mit der Premiere von Wagners "Rheingold" beginnt - dem Auftakt zu einer Neuinszenierung von "Der Ring des Nibelungen" in der Regie von Tobias Kratzer.

AZ: Herr Dorny, wenn Sie in jeder kommenden Spielzeit ein Musikdrama aus dem "Ring" bringen, werden Sie zum Ende Ihres bisher nicht verlängerten Vertrags nicht mit der Tetralogie fertig.

SERGE DORNY: Das stimmt nicht ganz: "Götterdämmerung" und "Siegfried" kommen in einer Spielzeit. Aber davon abgesehen: Das ist eine Entscheidung, die das Ministerium fällen wird. Vladimir Jurowski und ich gehen mit unseren Ämtern verantwortungsvoll um: Im Interesse der Bayerischen Staatsoper planen wir Spielzeiten, die bereits außerhalb unserer Verträge liegen.

Sie sollen auf einer Liste von Bewerbern für die Leitung der Salzburger Festspiele stehen.

Ich wurde gefragt, ob ich mich bewerben möchte. Das liegt nun auf dem Tisch. Wie erwähnt stehe ich aber in Verantwortung für eine funktionierende Bayerische Staatsoper.

Der "Ring" ist für Intendanten das Prestigestück. Warum tut es Andreas Kriegenburgs Inszenierung nicht mehr?

Der "Ring" stellt Fragen, die immer wieder neu beantwortet werden müssen. Durch die Münchner Uraufführungen von "Das Rheingold" und "Die Walküre" gehört der "Ring" mehr zur Bayerischen Staatsoper als zu jedem anderen Haus - von Bayreuth mal abgesehen. Für jeden Generalmusikdirektor ist die Tetralogie etwas Besonderes. Der Konflikt zwischen Liebe und Macht ist ein ewiges Thema. Und für mich ist es als Intendant der erste "Ring".

Jonas Kaufmann in "La Fanciulla". Er kommt wieder als Canio in "Der Bajazzo".
Jonas Kaufmann in "La Fanciulla". Er kommt wieder als Canio in "Der Bajazzo". © W. Hösl

Seit dem Zehelein-"Ring" in Stuttgart mit vier Regisseuren vor 25 Jahren gab es keine stilbildende Neudeutung mehr.

Dann müssen wir uns anstrengen, um Sie zu überzeugen.

Den harten Kontrast zu "Rheingold" bietet als nächste Premiere "La fille du régiment" von Gaetano Donizetti.

Ich sehe diese Oper eher als Gegensatz zur vierten Premiere der Spielzeit, Leos Janáceks "Katja Kabanova". Katja versucht, sich aus der Enge ihres Milieus zu befreien, und scheitert. Marie in "Die Regimentstochter" ist hingegen ein überraschend freier Geist.

Was reizt Sie am späten Richard Strauss? Warum "Die Liebe der Danae"?

Strauss gehört - wie Wagner - zur Tradition des Hauses. Die "Rheingold"-Frage "Gold oder Liebe" wird hier ganz anders beantwortet: Danae entscheidet sich für Midas und damit für die Liebe und nicht für das Gold. Sebastian Weigle ist außerdem ein herausragender Strauss-Dirigent unserer Zeit.

"Die Liebe der Danae" kann unglaublich langweilig sein.

Ich halte die Oper für ein interessantes Werk. Wir haben eine sehr gute Besetzung mit Malin Byström, Christopher Maltman und Andreas Schager. Claus Guth inszeniert. Und wir dürfen an der Bayerischen Staatsoper auch nicht nur die Blockbuster von Richard Strauss spielen.

Wieso inszeniert Krzysztof Warlikowski "Katja Kabanova"? Nicht nur auf mich wirkt dieser Regisseur ausgebrannt.

Das finde ich nicht. Ich halte seine Theatersprache und seine psychologische Herangehensweise für interessant. Die Salzburger Festspiele, London, Paris und andere Opernhäuser laden ihn ebenfalls immer wieder ein. Er hat ein gutes Team. Interessante Sängerinnen wie Asmik Grigorian arbeiten gerne mit ihm zusammen. Das hat für mich auch Gewicht.

Der Intendant bei der Präsentation des Programms.
Der Intendant bei der Präsentation des Programms. © W. Hösl

Beim Festival "Ja Mai" gibt es Einakter von Thomas Larcher und Toshio Hosokawa.

Ich habe ein Stück gesucht, das zu Hosokawas "Matsukaze" passt. Larchers "Das Jagdgewehr" basiert auf einer japanischen Novelle. Die Oper stellt wie "Matsukaze" starke Frauen auf die Bühne.

Warum bieten Sie bei "Cavalleria rusticana" und "Der Bajazzo" mit Vittorio Grigolo und Jonas Kaufmann gleich zwei Tenöre auf?

Die Rollen von Turridu und Canio sind sehr verschieden. Jonas Kaufmanns Stimme eignet sich besser für den Canio. Francesco Michieli wird in seiner Inszenierung beide Opern verbinden und als eine Geschichte erzählen.

Dass die Bayerische Staatsoper einen neuen "Don Giovanni" braucht, ist unbestreitbar.

David Hermann hat eine sehr spannende "Entführung aus dem Serail" in Zürich inszeniert. Er debütiert mit "Don Giovanni" an der Bayerischen Staatsoper. Ich möchte nicht nur bekannte Handschriften bieten, sondern auch Neues. Daher auch das Debüt von Andrea Breth mit Gabriel Faurés "Pénélope".

Das ist eine Oper, die für München neu ist.

In der 1913 in Monte Carlo uraufgeführten Oper ist - im Unterschied zu Monteverdis "Ulisse" - Pénélope die Hauptfigur. Sie ist hingerissen zwischen ihrer Treue und dem Zweifel an der Rückkehr ihres Mannes. Die Musik verbindet eine rezitativische Textnähe mit großen Ausbrüchen in der Nachfolge Wagners. Es ist eine sehr starke Partitur der frühen Moderne - und eine Oper, die noch nie in München zu hören war.

Wie ist die Auslastung der Bayerischen Staatsoper?

Wir liegen seit Beginn der Spielzeit bei rund 94 Prozent. Noch wichtiger ist: Unser Budget ist ausgeglichen. Im November und Dezember stieg die Auslastung weiter - bis zuletzt auf 98 Prozent. Auf der Einnahmenseite stehen wir besser da als vor Corona.

Wenn Sie bleiben, müssen Sie die Generalsanierung vorbereiten.

Der Minister hat angedeutet, dass sie auf 2034 verschoben wird. Trotzdem muss darüber jetzt nachgedacht werden. Die Bayerische Staatsoper hat 2101 Plätze. Das ist wichtig für die Einnahmen. Wir haben ein Repertoire von über 60 Opern, deren Bühnenbilder für das Nationaltheater gebaut wurden. Das alles müsste auch in einer Interimsspielstätte möglich sein. In der Corona-Zeit haben wir gesehen, dass es schwierig ist, nach einer Unterbrechung das Publikum wieder zu gewinnen. Das alles muss bei der Planung der Generalsanierung mitbedacht werden.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.