Das plant Josef E. Köpplinger in der Saison 2015/2016
Schlittschuhlaufen vor dem Theater und andere starke Stücke mit dem Ensemble des Gärtnerplatztheaters.
Im vergangenen Sommer betrachtete Josef E. Köpplinger die Baustelle und schleckte dazu ein Eis. Da schoss ihm eine Idee durch den Kopf: Wenn der 150. Geburtstag des Gärtnerplatztheaters wegen der Verzögerung der 77 Millonen Euro schweren Renovierung schon nicht drinnen gefeiert werden kann – dann davor. Im November wird eine Eislauffläche am Gärtnerplatz aufgebaut, auf der das geneigte Publikum zu Aufnahmen des Orchesters für zwei Wochen Schlittschuhlaufen kann.
Im März gibt es dann in der Reithalle den „Salon Pitzlberger“ von Jacques Offenbach, mit dem das Theater im November 1865 eröffnet wurde. Und außerdem feiert das Deutsche Theatermuseum das Jubiläum mit einer Ausstellung.
Ehe die neue Saison beginnt, kommt am 4. Juni noch die „allerwichtigste Premiere“ der laufenden Spielzeit heraus, wie Thomas Hermanns betonte. Der Comedian lässt in „Bussi – das Munical“ seine wilde Jugend Mitte der 1980er Jahre aufleben. Marianne Sägebrecht wacht als Bavaria Toleranta über Coming-out-Dramen, Nostalgie und ewige Partys.
Als Statist den Sekt gereicht
Hermanns begann seine Karriere als Statist im Gärtnerplatztheater. In Lehárs Operette reichte er der Lustigen Witwe den falschen Sekt. Seinerzeit habe niemand im Viertel leben wollen. Die Mieten, die sich dort heute kaum jemand leisten könne, seien damals noch bezahlbar gewesen. „Da waren nur Schwule, Arbeitslose und Studenten“, sagte Hermanns. „Ich war alles drei.“
Eröffnet wird die neue und hoffentlich letzte ambulante Saison mit Vincenzo Bellinis „La Sonnambula“ im Prinzregententheater. Chefdirigent Marco Comin dirigiert, Martin Sturminger inszeniert. Die Titelrolle singt Jennifer O’Louglin. Im November folgt Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ im Cuvilliéstheater. Regie führt Brigitte Fassbaender. Kurz vor Weihnachten gibt es Leonard Bernsteins „Candide“ – ein eher schwieriges Stück, das nach vielen konzertanten Aufführungen mit Loriots Text einmal szenisch gewagt wird. Für die Inszenierung kommt Adam Cooper vom Londoner Westend.
Musicals wie „Hair“ und die Operette „Viktoria und ihr Husar“
Im Februar inszeniert der Intendant Stephen Sondheims „Das Lächeln einer Sommernacht“ (Cuvilliéstheater). Für Köpplinger ist es das „beste Walzer-Musical“ überhaupt, und ihm als Niederösterreicher müssen wir das glauben.
Drei Wochen später kommt in der Reithalle Galt MacDermots Flowerpower-Musical „Hair“ heraus, das 1968 in München seine legendäre Deutsche Erstaufführung erlebte – übrigens im Theater an der Brienner Straße, wo (noch) das Volkstheater haust. Gil Mehmert bringt die Botschaft des Friedens auf die Bühne.
Den Sommer eröffnet das Gärtnerplatztheater mit Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“. Köpplinger inszeniert diese anspruchsvolle, viel zu selten gespielte Operette im Prinzregententheater.
"Peter Pan" als Familienstück
Drei Ballettabende ergänzen das Musiktheaterprogramm. William Forsythe vertraut der Kompagnie „One Flat Thing, Reproduced“ im Rahmen des zweiteiligen Abends „Frankfurt Diaries“ an (Reithalle). Als Familienstück gibt es „Peter Pan“ im Cuvilliéstheater. Im Juli lässt Ballettchef Karl Alfred Schreiner dann auf „Berlin 1920 – Eine Burleske“ mit „Chicago 1920“ den zweiten Teil seiner Historienstücke folgen.
Das Orchester beschäftigt sich intensiv mit Barockmusik. Das „Junge Gärtnerplatztheater“ kann sich vor Einladungen seiner Klassenzimmer-Oper „Ein Schaf fürs Leben“ durch Schulen kaum retten. Die Gesamtauslastung aller Vorstellungen liegt bei 86 Prozent. Produktionen wie „Aida“ oder „Wiener Blut“ waren stets ausverkauft, die Zahl der Abonnenten konnte um 13,5 Prozent gesteigert werden.
Ab Oktober 2016 wieder im Stammhaus
Und wann ist die Wanderschaft zu Ende? „Auf dem Bau ist man wie auf hoher See in Gottes Hand“, sagt der Geschäftsführende Direktor Max Wagner. Er ist optimistisch, dass der Spielbetrieb am Gärtnerplatz im Oktober 2016 wieder beginnen kann – kurz vor dem 151. Geburtstag des Theaters.