Das Open Border Ensemble mit „Miunikh - Damaskus“

Viel Heimweh ist im Spiel. „Du, der in Richtung Heimat fährst“, heißt es in einem der Songs, „bring mir meinen Schal, denn mir fehlen die Umarmungen und ich zittere alleine in der Kälte“. Die Leute, um die es in der Stückentwicklung der Kammerspiele und der Wohnraum- und Kulturinitiative Bellevue di Monaco geht, sind Wanderer zwischen Syrien und Deutschland. Alle leben sie an einem Zwischenort, in dem Herkunft und Fluchtpunkt zu verschmelzen scheinen: „Miunikh - Damaskus“
Es sind „Geschichten aus einer Stadt“, die Regisseurin Jessica Glause mit dem von den Kammerspielen gegründeten Open Border Ensemble erzählt. Dafür baute Bühnenbildner Florian Stirnemann einen funktionalen Thespiskarren, mit dem die sympathische Truppe durch die Gemeinde zieht. Auch, wenn auf die Klischees vom reichen, Bier trinkenden Münchner, der am Isarufer promeniert, nicht ganz verzichtet wird, werden Stadtteile aufgesucht, die außerhalb der Wohlstandsinseln liegen.
In einem wenig ansprechenden Areal
Die Uraufführung fand in Neuperlach auf dem Hanns-Seidel-Platz statt. Sogar auf dem vom Rathaus herausgegebenen Stadtportal ist von einem „wenig ansprechenden Areal“ die Rede. Die gigantische Baugrube, die in einem Teil des Platzes gähnt, kündet aber bereits von einer Zukunft mit günstigen Wohnungen und viel Kultur. Die bringen vorläufig fünf Schauspieler aus zwei Ländern mit. Kamel Najma berichtet, zum Beispiel, von seiner Arbeit in einem Synchronstudio in Damaskus, in dem er ausländische Filme und Fernsehspiele ins Arabische bringt.
Wenn er eine Mammutkuh in dem Animationsfilm „Ice Age“ spricht, hat nur seine Stimme die Freiheit, heraus zu kommen in die Welt. Als einzige Kammerspielerin ist Maja Beckmann an Bord, die den unerschütterlich und freundlich beflissenen Conférencier gibt. Ihr clownesk aufgedrehter Charme macht den Abend auch familientauglich, obwohl hier nicht nur von den Abenteuern mit den immer pünktlichen Deutschen berichtet wird, sondern vor allem aus dem Grauen einer einst lebendigen Stadt, deren völlige Zerstörung noch immer nicht beendet ist.
Zu nett, um wahr zu sein
Die Tänzerin und Choreografin May al Hares demonstriert, wie unerwartet man beim Gang durch die Straßen zerfetzt werden kann und platzt mit einem Salto auf die Szene. Die Darstellung eines Sprengsatzes als Purzelbaum ist symptomatisch für einen bunten Abend für laue Frühsommerabende, der zu nett ist, um wahr zu sein. Den hiesigen Biertrinker erschüttert immerhin, dass die beiden Brauereien in Damaskus zerbombt sind. Zwar können die Hauptstadtbewohner ihren Bierdurst zum Teil mit Produkten aus Deutschland löschen, sind aber auch auf Ware aus den Niederlanden oder gar aus England angewiesen.
Kulturzentrum 2411 (Hasenbergl), 25., 26. Mai, Schweizer Platz, 5., 6. Juni, Isargärten, 29., 30. Juni, 20 Uhr, Infos unter Telefon 23396600