Das neue Programm von Andreas Rebers
Den Titel kann man so oder so lesen. Man muss ihn schon mögen, denn nicht jeder erträgt seinen ätzenden Spott. Oder man muss ihn ganz einfach mögen, eben weil er angstfrei und respektlos nicht einmal dem Guten im Menschen traut. Gegen Ende seines neuen Programms „Rebers muss man mögen“ überrascht er mit einer dritten Lesart: Beim Besuch eines Kannibalenstamms („Wenn wir Zigeunerschnitzel machen, dann ist da auch Zigeuner drin“) wird er, so berichtet er, angeknabbert, und seither wird Andreas Rebers auch von Menschenfressern gemocht.
Fans hörten zur ausgelassenen Premiere bei der Lach- und Schießgesellschaft mit Bedauern, dass er seine Lieblingsfeindin aus dem Haidhausener Mietshaus, in dem er hausmeistert, aus dem Programm geworfen hat. Immerhin erfährt man, dass Frau Hammer, geborene Sichel, die renitent linke Grüne von Beruf Alleinerziehende, als Sekretärin von Ministerpräsident Bouffier nach Wiesbaden geht. Und der Sohn hat eine Lehrstelle als Streuobstwiese. Für den Hauswart in Rebers repräsentieren Leute wie Frau Hammer das Böse: „Sie ist für die Maut, fährt aber nur Fahrrad.“ Und er nutzt die Wut von Neonazis zu Renovierungsarbeiten: Faschisten, „die schon mit Schlingensief gearbeitet haben“, reißen das verhasste Parkett aus der Wohnung. Anschließend werden auf dem Weihnachtsmarkt Texte von Elfriede Jelinek rezitiert.
Mit klassischem Kabarett haben die Predigten von „Reverend Rebers“ vor dem „schlesischen Gebetsteppich“ – einem Wandbehang mit röhrendem Hirsch – nichts zu tun. Die Kanzlerin und ihre Koalition sind nur Statisten eines sich grandios entfaltenden Gesellschaftspanoramas. Scheinbar verhuscht lässt er sich durch Themen und Geschichten treiben, doch nicht nur wegen seines souveränen Musikantentums ist er der Jazzer unter Deutschlands Kleinkunstvirtuosen: Nie ist ganz sicher, ob er eine Story wirklich aufgeschrieben hat oder sie gerade, inspiriert von einem Motiv, einfach improvisierend weiter spinnt. Was anderswo fröhliches Blödeln ist, meint Rebers ernst als radikale Kampfansage und vereint seine Gemeinde, die ihn nicht nur mag, sondern verehrt, gegen Radikale und Dogmatiker aller Länder.
Ursulastr. 9, bis 15. 2., Di bis Sa. 20 Uhr, Karten unter Telefon 391997
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