Das Musical "King" mit Songs von Sting

Perfekt getanzte Schlacht: Die Theaterakademie zeigt Marlowes Drama „Edward II “ als Musical mit Songs von Sting im Akademietheater
von  Robert Braunmüller
Benjamin Oeser als König Edward II.
Benjamin Oeser als König Edward II. © Jean-Marc Turmes

Das Genre ist bekanntlich ein weites und bisweilen versumpftes Feld. Die meisten Musicals sind sentimental und seifig. Oder kitschig und pompös. Oder sie wärmen alte Hits auf. Viele Aufführungen können einem die Idee verleiden, mit Popmusik und Tanz auf der Bühne eine Geschichte erzählen zu wollen.

Aber immer wieder gibt es einzelne Produktionen, die einen versöhnen. Und sogar begeistern. Die Projekte des Studiengangs Musical der Bayerischen Theaterakademie sind immer wieder für Überraschungen gut, und auch die neueste Aufführung im Akademietheater ist so ein Fall.

Frieder Kranz hat das Drama „Edward II“ des Shakespeare-Kollegen Christopher Marlowe mit Songs von Sting versetzt. In rund 100 Minuten wird die Geschichte jenes englischen Königs, dem die Anwesenheit seines Günstlings Gaveston mehr bedeutet als der Frieden im Land, kalt, klar und scharf geschnitten erzählt.

Kranz betont den Machtkampf und den Hass der Lords auf den Aufsteiger. Das Schwule bildet, von einem kurzen regenbogenfarbenen Tanz am Beginn abgesehen, mehr einen unüberhörbaren Unterton einer schwarzen Ballade.

Dass der König mit Hilfe einer in den After gestoßenen glühenden Eisenstange vom Leben in den Tod befördert wird, deutet die Inszenierung nur stilisiert an. Wenn man es der Fantasie des Zuschauers überlässt, bleibt es schaurig genug.
Die jungen Darsteller werden in dieser Aufführung als Sänger wie als Schauspieler gleichermaßen gefordert. Und sie meistern die Herausforderung. Benjamin Oeser spielt den Edward als mißvergnügtem Bösewicht. Fabian Raup ist als Gaveston angemessen zwielichtig, Peter Lewys Preston (Mortimer) und Theresa Weber verleihen den auch nicht besonders sympathischen Gegenspieler kaltes Feuer.

Dazu gibt es in Slow-Motion perfekt getanzte Schlachtszenen. Die Songs von Sting („King of Pain“, „Englishman in New York“) bilden opernhafte Ruhepunkte. Zwei Schlagzeuger spielen live, gelegentlich spielt jemand geräuschhaft Geige. Es gibt einen diskreten Hintergrund-Chor, der Geräusche beisteuert. Die restliche Musik kommt aus dem Computer. Der Live-Gesang und das verstärkte Sprechen sind so perfekt in das Sound-Design integriert.

Auf die beiden in die Handlung kaum integrierten und sich im Hintergrund räkelnden Schicksalsschwestern und „Macbeth“-Hexen könnte man verzichten. Wer an halbgarer Performance und zähem Diskurs-Theater verzweifelt, ist hier am rechten Ort. „King“ ist bestes Theaterhandwerk. Genau das, was der Nachwuchs erst erlernen sollte, ehe er sich in Kunst und Künstelei verliert.

Akademietheater im Prinzregententheater, wieder heute und morgen, 20 Uhr, am 23.1., 11 und 20 Uhr, am 24 1., 20 Uhr. Karten unter Telefon 21 85 19 70

 

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