Das Musical "Grease" ist wieder da

Im Deutschen Theater werden die 50er wieder zum musikalischen Leben erweckt: „Grease“ ist zurück
von  Mathias Hejny
"Grease" im Deutschen Theater.
"Grease" im Deutschen Theater. © Deutsches Theater

Alles so schön bunt hier. Die Bühne ist zwar fast leer, aber das, was Setdesigner Terry Parsons entworfen hat, erstrahlt in den knalligsten Tönen von Rot, Blau, Grün, Gelb und vor allem Pink. Über allem thront wie die Leinwand des Autokinos, in dem sich die Liebenden später näher zu kommen versuchen, ein riesiges Display für stimmungsvolle und fast nicht kitschig dekorierende Graphik. Zum Beginn der Show ist es auch eine Zeitmaschine für den Countdown durch die letzten sechs Jahrzehnte.

Heruntergezählt wird mit den Popstars, die ihre jeweilige Zeit prägten von der aktuellen Miley Cyrus über Michael Jackson oder David Bowie bis Elvis Presley. „Grease“ der Autoren und Komponisten Jim Jacobs und Warren Casey ist zwar ein Produkt der 1970er-Jahre, gefeiert wird aber der amerikanische Lifestyle der Fifties: Coole Jungs in Lederjacken und mit Pomade im Haar, die den tollen Tollen erst den Halt und dem Musical den Titel gibt, und süße Mädels mit fliegenden Petticoats.

Die Inszenierung von Christian Stadlhofer ist taufrisch. Nach der Premiere in Hamburg am Anfang des Monats ist das Deutsche Theater die erste Station der Tournee. Die Produktion versucht, sich von den übermächtigen Bildern des 1978 produzierten Films zu emanzipieren. Die Szene ist eher abstrakt und bietet damit reichlich Platz für die einfallsreichen und mitreißenden Choreografien von Carla Kama und Melissa Williams.

Viel Schönes dran

Bemerkenswert ist die von Ryan Wise geleitete Band. Die sechs Musiker sind in jedem der unterschiedlichen Stile der Songs vom emotionsgesättigten Liebesleid-Lied bis zur traditionell knackigen Rock’n’Roll-Nummer sattelfest. Der Sound ist zwar laut wie für ein Rockkonzert, aber sehr transparent. Mit Spannung werden natürlich die Auftritte von Sandy und Danny erwartet. Gegen den frechen Charme von Olivia Newton-John und John Travolta anzutreten, ist eine Herausforderung.

Zumindest optisch sind Alexander Jahnke und Veronika Riedl ein schönes Paar. Jahnke bringt als Zweitplatzierter beim diesjährigen „Deutschland sucht den Superstar“ sogar einen zarten Promi-Faktor mit. Die Gesangsnummern klingen hübsch, aber wenig ausdrucksstark und schauspielerische Präsenz gehört nicht zu ihren Stärken. Bei den großen Ensemblenummern wie den Hits „You’re The One That I Want“ und „Summer Nights“ scheint es sogar, als wolle man die beiden in der Truppe verstecken.

Schöne Einzelauftritte gelingen Nura Mundry als Rizzo, die Anführerin der Mädchengang Pink Ladies, und Michelle Catherine Härle als umwerfend tanzende Cha Cha. Ein paar Reibungen, die die Story auch noch bietet und die Figuren interessanter machen könnten, sind allerdings gnadenlos weg inszeniert. Diese „Schmiere“ ist niedlich und schmeckt wie rosafarbener Zuckerguss auf einem Schokomuffin.

Deutsches Theater, bis 5. November, 19.30 Uhr, samstags auch 14.30 Uhr, sonntags 14.30 und 19 Uhr, Karten unter Telefon 55234444

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.