Das "Dschungelbuch" des Gärtnerplatztheaters ist nicht Disney
München Man versucht, es jedem recht zu machen. Die als Monroe-Parodie angelegte Schlange Kaa ist mehr was für begleitende Angehörige. Der schnucklige Bär Balu (Andreas Goebel) zielt auf das Herz der kleinen Schwester, während sich der ältere Bruder hoffentlich über rappende Affen freut, die alles „voll krass" finden. Das mit Pause zwei Stunden lange „Dschungelbuch"-Musical eignet sich für Theater-Erstbesucher unter zehn Jahren.
Alexandra Frankmanns Inszenierung überspielt die Schwächen der recht simplen Geschichte mit flotten Tanz-Szenen. Aron Kaleta ist ein Mogli aus dem Bilderbuch, der auch noch im Kopfstand singen kann, und die steppenden Geier würzen den Fortgang der Handlung als Piraten mit zynischen Kommentaren. Die Musik komponierte vor 25 Jahren ein gewisser Bob Edwards, dessen Geheimnis nicht einmal das allwissende Internet preisgibt. Er mixte Musical, Swing, Gebrauchsrock und Barbershop, aber ein Ohrwurm wie in der Disney-Version ist nicht dabei.
Blutsbande als bleibender Wert?
Leider geht die Handlung der Frage nach der Freundschaft nicht wirklich auf den Grund. Etwas mehr Psychologie hätte auch nicht geschadet: Der Tiger hat keinen Grund, die Menschen zu hassen und ist nur ein effektvoller Theaterbösewicht (Erwin Windegger). Und wenn die Urwaldtiere die Bande des Blutes besingen, darf man sich schon fragen, ob es sich um einen unbefragt weiterzugebenden Wert handelt. Meine 11-jährige Begleitung wunderte sich über die abrupte Pause. Sie mochte die Schlange (Bettina Mönch), die Elefanten und die erst beim Schlussapplaus sichtbaren Musiker des Gärtnerplatztheaters in ihren T-Shirts mit aufgedrucktem Tätigkeitsfeld. Auf die Frage, ob sie das „Dschungelbuch“ ihren Freunden empfehlen würde, antwortete sie salomonisch: „Wenn sie nichts Besseres vorhaben.“ Was aber gibt es Besseres als Theater?
Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters, bis 22.12., täglich außer Mo., Karten unter 21 85 19 60