Daniel Prohaska über das Musical "Singin' in the Rain"
Daniel Prohaska ist Münchens Gene Kelly in "Singin' in the Rain". Der Gärtnerplatz zeigt dieses Musical bis Ende Mai im Prinzregententheater
Wer’s einmal gesehen hat, vergisst es nicht: die grandiose Szene mit dem steppenden Gene Kelly im Regen. Sie gab dem Hollywoodklassiker „Singin’ in the Rain“ seinen Namen. Er gehört zu den beliebtesten Musicalfilmen überhaupt. 1983 wurde der Kinoerfolg aus dem Jahr 1952 von Betty Comden und Adolphe Green für die Bühne adaptiert.
Ab Donnerstag spielt das Gärtnerplatz-Ensemble dieses Musical im Prinzregententheater. Daniel Prohaska ist der neue Gene Kelly, Hausherr Josef E. Köpplinger inszeniert.
AZ: Herr Prohaska, ist es nicht riskant, gegen Gene Kelly anzusteppen?
DANIEL PROHASKA: Ich liebe den Film und die Mode der Zeit. „Singin’ in the Rain“ und der Science-Fiction-Film „Tron“ waren meine ersten VHS-Videokassetten. Ich bin beim Musical hängen geblieben und kann es auf Englisch auswendig mitsprechen. Aber wenn man die Rolle macht, muss man sich davon lösen.
Und was ist der Unterschied zwischen Ihnen und Gene Kelly?
Kelly war ein echter Tänzer mit klassischer Linie. Das bin ich nicht. Daher setze ich andere Prioritäten. Ich kann adäquat steppen. Wie in allen amerikanischen Musicals muss man ein „Triple threat“ sein und die drei Disziplinen des Theaterhandwerks zusammenführen – also Schauspiel, Gesang und Tanz.
Löst sich die Inszenierung des Intendanten auch vom Film?
Es hätte nichts gebracht, bei einer Bühnenfassung daran viel herumzubasteln, oder die Handlung in die Gegenwart zu übersetzen. Der Film funktioniert sehr gut. Aber wir sind andere Darsteller. Und machen alles live, ohne Schnitte, Tricks und Nachdreh.
Mögen Sie Regen?
Ich habe nichts gegen Regen. Und ich bin auch nicht wetterfühlig. Auf der Bühne des Prinzregententheaters hat es sich inzwischen schön eingeregnet. Es gibt eine Regengasse: Man kann vor den Regen treten, hinter den Regen und kann auch in den Regen treten.
Und wie steppt es sich so im Regen?
Der Song „Singin’ in the Rain“ ist keine große Steppnummer. Mehr eine Spaßnummer. Richtig steppen kann man nur auf Holz. Im Prinzregententheater musste ein Tanzboden aufgelegt werden. Außerdem dämpft Wasser das Klappern der Schuhe. Deshalb wird das Steppen mikrophoniert. Was nicht ganz einfach ist, denn Regenwasser ruiniert schnell die Mikros.
Braucht man für das Steppen besondere Schuhe? Sie haben vorne und an der Ferse Metallplatten drauf. Sonst sind sie ganz normal.
Wo lernt man das Steppen?
In der Ausbildung. Ich habe zwei Jahre lang am Konservatorium in Wien steppen gelernt. Es ist wie Autofahren: Den Führerschein macht man in der Schule, aber fahren lernt man draußen im wirklichen Leben. Will sagen: in den Theaterproduktionen.
Ist Steppen schwer?
Es gibt ein Grund-Repertoire von Schritten, die man für jede Produktion neu üben muss. Und man lernt immer etwas Neues dazu.
Jeder kennt die Steppnummer aus dem Film. Aber wovon erzählt das Musical?
Es beleuchtet ironisch und augenzwinkernd den Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm. Die großen Stars mussten damals sprechen lernen. Das hat Karrieren beendet: Manche Schauspieler konnten nicht gut englisch. Oder sie hatten einen grausamen Sprachfehler. In „Singin’ in the Rain“ geht es um zwei dieser Stars: Einer schafft es, eine scheitert.
Kein Happy End?
Doch! Aber nicht mit der Schauspielerin, die scheitert.
Leider ist die Übersetzung des Titelsongs mit „Du sollst mein Glücksstern sein“ ein bisschen holprig.
Wir singen alle Lieder in Englisch. Bis auf eine Nummer, die für die Handlung wichtig ist. Die Dialoge sind auf Deutsch. Man versteht trotzdem alles. Das Publikum darf sich zurücklehnen und genießen. Es ist eine amerikanische Screwball-Comedy mit viel Tempo. Und einem hohen Nostalgie-Faktor.
Premiere heute, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen fast täglich bis 25. Mai im Prinzregententheater, Karten unter Telefon 2185 1960