Daniel Barenboim springt Eva Wagner-Pasquier bei
Es ist so ziemlich der überflüssigste Streit des Jahres. Katharina Wagner wurde 2008 im Doppel mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier Leiterin der Festspiele. Die scheidet im September 2015 aus. Dann herrscht Katharina Wagner allein – vorerst bis 2020.
Warum also der Krach? Warum darf Eva Wagner-Pasquier nicht in Ruhe ausscheiden? Ihre Anwesenheit auf dem Grünen Hügel ist nach Angaben ihres Anwalts Peter Raue während der Probenphase vom 1. bis 20. Juni unerwünscht: Hausverbot. Außerdem habe sie kein Mitspracherecht mehr bei der Besetzung der Rollen und in Vertragsfragen.
Keiner wird am Hügel stehen
Laut Raue gibt es dazu keinen Beschluss der Gesellschafterversammlung der Festspiele. Georg von Waldenfels, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, sagte dazu nur: „Keiner wird am Hügel stehen und zu Frau Wagner-Pasquier sagen, sie habe hier nichts zu suchen.“
Angeblich soll sich Christian Thielemann weigern, den „Tristan“ zu dirigieren, so lange Wagner-Pasquier auf dem Hügel anwesend sei. Diese Aussage wird allerdings dementiert.
Am Freitag drohte der „Ring“-Dirigent Kirill Petrenko kaum verhohlen mit dem Rückzug, falls das (angebliche?) Hausverbot für Wagner-Pasquier aufrecht bliebe. Auch Daniel Barenboim hat die Bayreuther Umgangsformen mit ungewöhnlich heftigen Worten kritisiert.
Ein Indianerfriedhof?
„Gibt es in einem freien, demokratischen Land für ein solches Verfahren eine rechtliche Grundlage?“, schreibt der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper in einer persönlichen Erklärung. „Ich dachte, man kann den Menschen ihre Bewegungsfreiheit nicht nehmen – außer sie wären Kriminelle. Dieser Umgang ist menschenunwürdig.“
Kräche gibt es in jedem Opernhaus. In Bayreuth werden sie auch noch chaotisch gemanagt: Man erinnere sich an einen Bariton mit Nazi-Tattoos und den Rauswurf des „Parsifal“-Regisseurs Jonathan Meese. Die Ballung lässt auf gefährliche Erdstrahlen unter dem Festspielhaus schließen. Oder einen Indianerfriedhof.
Aber auch schlechtem Karma ließe sich mit Professionalität begegnen. Und die fehlt am Hügel ganz eindeutig.