Corona-Krise: Das fordert der Verband der Münchener Kulturveranstalter
München - Seit ihrer Eröffnung als Kulturzentrum 1993 gab es für die Muffathalle noch nie so viele Buchungen wie für 2020, sagt Geschäftsführer Christian Waggershauser. Doch seit dem 11. März ist die Halle dicht und Waggershauser rechnet nicht mehr damit, dass in diesem Jahr noch ein Konzert stattfinden wird. Insofern ist die Muffathalle ein symbolischer Ort für die Pressekonferenz des Verbands der Münchener Kulturveranstalter, der knapp 100 Einrichtungen von kleinen Clubs bis zur Olympiapark Gesellschaft vertritt. Die Lage ist desolat und aus der Politik gibt es kein Signal der Hoffnung.
Während andere Branchen nach wochenlangem Stillstand wieder hochgefahren wurden, köchelt der Kulturbetrieb nicht einmal auf Sparflamme. Großveranstaltungen sind bis zum 31. Oktober verboten, aber nicht nur der Verbandsvorsitzende und Clubbetreiber David Süß, der auch im Stadtrat sitzt, rechnet mit einer Verlängerung des Verbots bis zum Jahresende.
Private Feiern erlaubt – Clubs bleiben geschlossen
Für seine Branche bedeutet das keinerlei Einnahmen seit März und kein Hilfsprogramm der Politik, die der speziellen Lage der Kulturveranstalter gerecht würde. "Ich stelle die bisherigen Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht infrage", sagt Süß, aber nun bräuchten er und seine Kollegen einen verbindlichen Fahrplan und Planungssicherheit, um das kulturelle Leben wieder ankurbeln zu können. Der Forderungskatalog umfasst auch mehr finanzielle Mittel, um die Branche am Leben zu halten, Entgegenkommen bei Mietkonditionen oder Unterstützung bei Genehmigungen. Da zeigen sich die Behörden bislang wenig flexibel. So durfte die Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste nicht, wie geplant, auch in Münchner Clubs gezeigt werden. Auch hakt es bei Genehmigungen für Freiluftevents, die in den nächsten zwei, drei Monaten zumindest ein bisschen Geld in die Kassen bringen könnten.
Backstage-Betreiber Hansgeorg Stocker beklagt die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen. Private Feiern in Restaurants dürfen mit bis zu 100 Personen durchgeführt werden, Clubs und Bars bleiben dicht, selbst wenn die Betreiber die Kontaktdaten aller Gäste aufnehmen würden.
Als Verband möchte der Vorsitzende David Süß nicht gegen die strengen Regeln klagen, sondern weiterhin den Dialog mit der Politik suchen. Er deutet aber an, dass einzelne Verbandsmitglieder wohl bald Gerichte bemühen werden, wenn es keine neuen Lockerungen geben wird.
Variabler Fleckenteppich: An Kulturarbeit ist nicht zu denken
Marion Schöne, Geschäftsführerin vom Olympiapark, weist darauf hin, dass Kulturveranstalter große Erfahrung im Umgang mit Krisen haben. "Nach dem Anschlag im Pariser Bataclan-Club haben gerade amerikanische Bands gefordert, dass jeder Besucher abgetastet wird. Niemand hat geglaubt, dass dies bei 70.000 Zuschauern möglich sein würde, aber wir haben es hinbekommen."
Stadionkonzerte aber wird es längere Zeit nicht geben. Auch wenn das Verbot in etlichen Monaten kippen sollte, braucht die Vorbereitungen auf Tourneen doch sehr lange. Selbst Deutschlandtourneen sind derzeit für Künstler undenkbar und Veranstalter unplanbar: 16 Bundesländer, 16 verschiedene Regelungen, die sich zudem dauernd ändern. Mit diesem variablen Fleckenteppich ist an Kulturarbeit nicht zu denken.
Momentan eint alle die Hoffnung auf eine Zukunft, die irgendwie der Vergangenheit ähnelt. Viele Konzerte aus dem Sommer sind auf das kommende Frühjahr verschoben. "Wir haben im März 2021 Tage, für die wir drei Konzertoptionen haben", sagt Christian Waggershauser. An eine schnelle Wiederbelebung des Konzertbetriebs glaubt er dennoch nur bedingt, denn der wirtschaftliche Abschwung wird viele treffen, das Geld für Tickets könnte nicht mehr so locker sitzen. Das wäre dann die nächste Kultur-Krise nach der Corona-Krise.
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