Christian Stückl zieht in den Viehhof
Das Münchner Volkstheater wird aller Voraussicht nach in die Isarvorstadt umziehen: Heute hat die Vollversammlung des Stadtrats nach kurzer Debatte beschlossen, die Planungen für das Viehhofgelände an der Tumblingerstraße weiter zu verfolgen. Eine weitere Untersuchung des Alternativ-Standorts Großmarkthalle ist damit vom Tisch.
Damit rückt ein Theaterbau am Wunsch-Standort des Intendanten Christian Stückl näher. „Da kann die Stadt ein schönes neues Theater hinbauen, das allen Ansprüchen genügt“. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer der jetzigen Spielstätte in der Brienner Straße, dem Bayerischen Fußballverband, endet am 31. Dezember 2020. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, außerdem musste die Stadt bisher zusätzliche Räume für eine Probebühne und Werkstätten anmieten.
Auf dem Gelände des Viehhofs ist Platz für die bisher sehr beengten Neben- und Betriebsräume des Theaters. Auch eine zweite Bühne für 250 Zuschauer und ein gastronomischer Betrieb als Nachfolger des Volksgartens am ursprünglichen Standort ist vorgesehen.
Die Stadtrats-SPD schloss sich nach einer kurzen Aussprache einem Änderungsantrag der CSU an. Auch die übrigen Fraktionen stimmten trotz einiger Bedenken für die Entscheidung, um Übergangslösungen zu vermeiden, mit denen die Stadt bei dem Deutschen Theater und den Kammerspielen schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Was wird aus der Großmarkthalle?
Die Stadtbaurätin Elisabeth Merk hätte ursprünglich die anderen Seite der Bahngleise als Standort eines neuen Volkstheaters favorisiert: das Gelände der 2023 frei werdenden Großmarkthalle. Diese denkmalgeschützten Industriebauten aus der Zeit der Jahrhundertwende könnten in der Zukunft ebenfalls kulturell genutzt werden.
Stadtrat Richard Quaas (CSU) meint, dass hier ein Konzertsaal für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gebaut werden könnte. Dieser Vorschlag hat einigen Charme: Im Unterschied zum Finanzgarten in der Nähe des Odeonsplatzes, den der Verein Konzertsaal München um den ehemaligen Messechef Manfred Wutzlhofer favorisiert, steht das Gelände nicht unter Landschaftsschutz.
Hier sind keine Konflikte wegen zu fällender Bäume vorprogrammiert, hier würde keine historische Grünanlage geschädigt. Und Probleme mit der Verkehrsanbindung gibt es auch kaum: die U-Bahn Implerstraße ist nahe, ein möglicher S-Bahn-Halt Poccistraße ebenfalls. An Parkplätzen würde es auch nicht mangeln.
Auf dem Gelände der Großmarkthalle besteht die einmalige Chance, den Neubau eines Konzertsaals nicht als abgehobenes Eliten-Projekt, sondern im gesellschaftlichen Konsens zu verwirklichen. Am Finanzgarten lässt sich der Neubau vielleicht durchdrücken. Aber wegen der rundfunkpolitisch höchst bedenklichen Konstellation, dass der Freistaat den Saal für das Orchesters des Bayerischen Rundfunks soll, wäre es vernünftiger, einen Bauplatz zu suchen, der weniger konfliktträchtig ist. Das Volkstheater wollte ja auch nicht im Englischen Garten bauen.