Carla Brunis Konzert in der Philharmonie in der AZ-Kritik

Das Leben, ein Liebeslied: Die ehemalige Premiere Dame Frankreichs Bruni becirct die „Münschner“ in der nicht ganz vollen Gasteig-Philharmonie
von  Annette Zoch

Das Leben, ein Liebeslied: Die ehemalige Première Dame Frankreichs Bruni becirct die „Münschner“ in der nicht ganz vollen Gasteig-Philharmonie

"Nein, ich werde nie Dame sein. Nicht mal, wenn ich tot bin“ - ausgerechnet die frühere Première Dame Frankreichs sagt das, mit verschränkten Armen, trotzig die lange Mähne schüttelnd.

Carla Bruni setzt am Samstagabend in der nicht ganz ausverkauften Philharmonie ganz auf die Mädchen-Karte. Niedliche Einspielfilmchen à la „Die fabelhafte Welt der Carla Bruni“, projiziert auf einen Perlenvorhang im Hintergrund, begleiten ihren leichtfüßigen Spaziergang von Liebeslied zu Liebeslied. „Tu es ma came“, „L'Amoureuse“, „J'arrive à toi“ – immer geht es um Leidenschaft, große Gefühle und natürlich ihren Ehemann, den früheren Präsidenten. „Ich konnte den Song ja schlecht ,Nicolas' nennen“, sagt sie schelmisch über „Mon Raymond“, und trällert anschließend über diesen „Mann wie eine Atombombe“, den „Piraten mit Krawatte“, der „die Luft elektrifiziert“.

Man stelle sich vor, Doris Schröder-Köpf sänge heute so über ihren Ehemann. Nein, so etwas geht nur in Frankreich. Süß und bezaubernd kommt auch der Song „Le Pingouin“ daher, der von niemand geringerem handelt als von Frankreichs Präsident Francois Hollande. Dem Mann mit den „hängenden Armen, weder kalt noch warm“. Bruni genießt es, dass man über ihre Liedtexte tuschelt. „Hier geht es nicht um das Tier, den Pinguin“, sagt sie kokett. „Die Tiere mag ich.“

Die Bruni, in rotem Samtblazer und schwarzer Lederhose, sie haucht und pfeift und schnalzt, sie trommelt und schrammelt und wiegt die Hüften. Wenn sie ihre Songs in leisem Frenglisch ankündigt, dann klingt sie noch wie auf ihren ersten Platten – wie die Frau, die morgens mit Whiskey und Reißzwecken gurgelt. Ihre Singstimme ist heute kräftiger, voller. Trotzdem sind es vor allem die alten gekieksten Lieder wie „Quelqu'un m'a dit“ und „L'excessive“, die das Publikum mitreißen. Bei all der Flirterei mag der Funke dennoch lange nicht richtig überspringen. Dies liegt sicher auch am Saal: Bruni steht weit vom Publikum entfernt, geht fast nie an den Bühnenrand – aus Sicherheitsgründen?

Nur zum letzten Song, „Prière“, kniet sie sich weit vorne auf die Bühne, das Mikro zwischen den betenden Händen. Und München, oder – wie Carla Bruni sagen würde – „Münschen“ – schmilzt dahin. Merci, au revoir.

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