Bombastische "Jugendsünde“

Richard Wagners frühe Oper „Rienzi“ als konzertante Aufführung in der Salzburger Felsenreitschule
Volker Boser |
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Ein Werk im Stil der französischen „Großen Oper“, anfangs sehr erfolgreich, später vom Komponisten als „Jugendsünde“ verteufelt, die ihm „sehr unangenehm“ war: Dass sich die Salzburger Festspiele im Jubiläumsjahr ausgerechnet an dieses für Wagner eher untypische Musikspektakel erinnerten, ehrt sie. Doch man hätte wissen müssen, dass selbst eine konzertante Aufführung des „Rienzi“ in der Felsenreitschule nicht nebenbei zu bewältigen ist. Die Gesangspartien gehören zu den schwierigsten, die sich der Meister ausgedacht hat.

Ein zusätzlicher Stolperstein ist die Dauer der Oper. Dirigent Philippe Jordan hat sie auf drei Stunden gekürzt. Sein Anliegen schien es gewesen zu sein, möglichst jeden musikalischen Gedanken der Partitur an irgendeiner Stelle wenigstens kurz aufblitzen zu lassen. Das gefährdete zwar den Handlungs-Faden, störte aber nicht wesentlich.

Problematischer als die Kürzungen waren die Lösungen, die der Dirigent für den Prunk der Musik fand. Das Gustav Mahler Jugendorchester und der Wiener Staatsopernchor überboten sich an schmetternder Brillanz. Das alles klang bombastisch, nach Meyerbeer, Halévy oder einfach nur nach Kurkonzert, eindimensional, laut und protzig. So sehr sich das Orchester ins Zeug legte: Dass ihm die Begleitung von Sängern nur wenig liegt, dass es sich stattdessen lieber vorlaut in den Mittelpunkt mogelt, irritierte beträchtlich.

Offenkundig war kaum geprobt worden. Christopher Ventris bewältigte die Titelpartie wenig differenziert, kam mit dem Text trotz des vor ihm liegenden Klavierauszugs nur schwer zurecht, wirkte stimmlich angestrengt. Emily Magee als Irene riskierte mutig alle Kniffligkeiten, die ihr der Komponist untergejubelt hatte, wurde dabei aber allzu oft von den Phonstärken des Orchesters erdrückt.
Rienzis Gegenspieler Adriano mit Sophie Koch zu besetzen, war der Papierform nach der pure Luxus: Die französische Mezzosopranistin besitzt ein souveränes Gefühl für Dramatik. Die Übrigen (Martin Gantner, Georg Zeppenfeld, Robert Bork, Benjamin Bernheim) überzeugten, ohne zu brillieren.

„Rienzi“- Fans sollten sich weiterhin an den Münchner CD-Mitschnitt mit Wolfgang Sawallisch, Cheryl Studer und René Kollo halten (Orfeo).

Noch einmal am 14. August; www. salzburgerfestspiele.at

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