Benjamin Sahler lässt das Ludwig-Musical wieder auferstehen
Dreimal ist das Füssener Ludwig-Musical schon den Bach hinunter gegangen: 1,5 Millionen Besucher sahen Stephan Barbarinos Version im schmucken Theater am Forggensee. Doch die Kosten fraßen bald die Einnahmen auf. 2003 kam die Pleite. Der Nachfolger „Ludwig²“ von Nic Raine und Konstantin Wecker wollte 2005 alles besser machen. Diese Version konnte sich zwei Jahre halten und ging 2011 in der Kemptener Big Box noch ein weiteres Mal in Insolvenz.
Nun wagt der Stuttgarter Regisseur und Musical-Produzent Benjamin Sahler den vierten Versuch mit dem Märchenkönig. Durch Crowdfunding hat er im Internet 100 000 Euro gesammelt – ein Viertel mehr als ursprünglich beabsichtig. Seine mit ungenannten Partnern betriebene Firma mit dem schönen Namen „Big Dimension GmbH“ kann nun durchstarten.
Vom 11. August bis 4. September soll eine überarbeitete Version von „Ludwig²“ 27-mal im Musiktheater Füssen gezeigt werden. Für Sahler war die Schwarmfinanzierung vor allem ein Stimmungsbarometer: „Wir wollten sehen, ob die vielen Fans, die das Musical um den Märchenkönig hatte, auf unser Angebot reagieren“, sagt der Schüler von Götz Friedrich, der in Passau und Dessau als Spielleiter engagiert war. „Das gibt uns den Ansporn, das Projekt jetzt durchzuziehen.“
Konstantin Wecker hat seine Unterstützung zugesagt. Das Bühnenbild und ein großer Teil der Kostüme von „Ludwig ²“ sind dem Vernehmen nach noch vorhanden. Sahler und seine Geschäftspartner rechnen mit Kosten von etwa 750 000 Euro.
Die Wiederaufnahme soll einige Akzente in der Bühnenbiografie des Bayernkönigs neu setzen: Die (platonische?) Liebe zur österreichischen Kaiserin Sissi wird weniger wichtig. Sahler interessiert sich mehr für den Pazifismus des Königs, der an Intrigen, Korruption und Lobbyismus scheiterte. „Dieses Thema ist aktueller denn je. Mit seinen Traumschlössern hat Ludwig seine Depression ummauert“, sagt er.
Aus den Fehlern der Vorgänger lernen
Die Sissi ist trotzdem prominent besetzt: mit der musicalerfahrenen RTL-Bachelorette Anna Hofbauer. Sie stammt aus der Gegend und wirkte schon beim Ur-„Ludwig²“ als Statistin mit, ehe sie in Kempten als Sophie auf der Bühne stand. Den König wird der ebenfalls kemptenerprobte Matthias Stockinger spielen. Er wird sein Bühnenleben im 90 000 Liter Wasser fassenden Bassin des Theaters beschließen – das spektakuläre Finale war das Markenzeichen aller Produktionen.
Das Füssener Theater wird derzeit von einer privaten GmbH betrieben und eher sporadisch und für Gastspiele und Fernsehaufzeichnungen genutzt. Die einmal vollmundig angekündigten Allgäu-Gastspiele des Staatstheaters am Gärtnerplatz haben sich zerschlagen. Im vergangenen Spätsommer gastierte in dem nach dem Vorbild des Bayreuther Festspielhauses errichteten Theater Wagners „Ring des Nibelungen“ aus Sofia.
Sahler scheint aus den Fehlern gelernt zu haben: Anders als seine Vorgänger glaubt er nicht an das große Geschäft mit den internationalen Besuchern von Neuschwanstein. Denn die übernachten nicht in der Gegend und reisen gleich weiter.
„Es hat nicht funktioniert, das ganze Jahr zu spielen“, sagt er. „Wir bündeln unsere Kräfte und konzentrieren uns auf eine reine Sommerspielzeit.“ Wenn sie Erfolg hat, plant Sahler eine Wiederholung. Und zukünftig vielleicht eine Kurzfassung mit Dinner für die Japaner.
Der Verkauf der 35 000 Karten beginnt am 1. Dezember. Sie kosten zwischen 39 und 97 Euro. Mit einer Auslastung von 50 Prozent ist Sahler nach eigenen Angaben im grünen Bereich. Er hat das Theater von der privaten Betreiber-GmbH nur gemietet. Und das sind gute Gründe für einen vorsichtigen Optimismus, dass der König nicht zum vierten Mal in einem Defizit statt im Starnberger See ertrinkt.
Karten ab 1. 12. bei München Ticket unter Telefon 54 81 81 81