Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle
Neunzig Millionen hat die Sanierung des städtischen Unterhaltungstempels an der Schwanthalerstraße gekostet. In 99 Tagen öffnet er seine Pforten mit einem Festakt. Dann folgt eine rauschende Ballsaison, und am 20. März hebt sich der Vorgang über der Premiere von Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“.
Premiere? Naja. Es handelt sich um eine gut abgehangene Tourneeproduktion. Nach der Pleite mit dem selbstgebastelten Papst-Musical zur Eröffnung des Fröttmaninger Interims-Zelts muss man dem Geschäftsführer-Duo Carmen Bayer und Werner Steer im Interesse einer sparsamem Haushaltsführung allerdings dafür dankbar sein, dass sie vorsichtshalber auf bewährte Klassiker setzen.
Nach der „West Side Story“ gastieren neun weitere Produktionen. Mit Petticoats, Partys, Pferdeschwänzen und Pferdestärken versetzt das Nostalgiemusical „Grease“ (ab Ende April 2014) ältere Semester in ihre Jugend. Danach folgt die Michael-Jackson-Show "Thriller“, die uns wie „Grease“ ziemlich bekannt vorkommt.
Die Exhumierung und nachträgliche öffentliche Aufbahrung beliebter Popgrößen ist mittlerweile ein eigenes Musical-Genre. Aus diesem Bereich stammen „Dylan“ über den noch lebenden Songpoeten (ab Juli) und die von den hinterbliebenen Band-Mitgliedern abgesegnete Queen-Show „We Will Rock You“ (September).
Ende Juli schaut kurz „Alice“ von Tom Waits und Robert Wilson aus dem Theater Karlsruhe vorbei, aus dessen Spielplan auch „Dylan“ entnommen wird. Aus dem oberösterreichischen Linz reist das Familienmusical „The Wiz“ (Ende Juni) nach dem unverwüstlichen Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ an. Im Herbst klafft noch ein Spielplan-Loch.
Tanz gehört auch traditionell zum Spielplan, und so gastiert das Alvin Ailey American Dance Theatre nach längerer Pause wieder im Deutschen Theater. Und zu Weihnachten gibt’s Disneys „Die Schöne und das Biest“: Auch da steigen Erinnerungen auf. Aber für Innovatives hat die Stadt ja andere Bühnen.