Beka Savic über Mozarts "Cosi fan tutte"

Beka Savic über ihre Inszenierung von Mozarts „Cosi fan tutte“ im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg
von  Robert Braunmüller
Theodora Raftis als Despina.
Theodora Raftis als Despina. © Nikolai Marcinowski

Beka Savic über ihre Inszenierung von Mozarts „Così fan tutte“ im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg

Wie jedes Jahr um diese Zeit bringt die Münchner Kammeroper im Hubertussaal ihre Neuproduktion heraus. Diesmal ist es Mozarts „Così fan tutte“ – wie immer in einer eigenen Fassung. Dirigent ist Nabil Shehata. Die Regisseurin Beka Savic hat die Komödie um freche Anträge, schmeichlerische Liebesschwüre und vorgetäuschte Suizidversuche inszeniert.

AZ: Frau Savic, zu Mozarts Experiment am offenen Herzen der beiden Paare ist scheinbar alles gesagt. Wie kann man diese Oper neu lesen?
BEKA SAVIC: Wir haben als Team versucht, uns die Charaktere noch einmal genau anzuschauen, das soziale Verhältnis zwischen den Figuren zu durchleuchten und auf diese Weise in die Tiefe zu gehen. Ob das ganz neu ist, weiß ich nicht. Aber die Konstellation aus jungen Sängern und der Nähe zum Publikum im Hubertussaal hat jedenfalls ihren eigenen Reiz.

Wie passen die Liebenen besser zusammen? In der Ausgangssituation oder in der neuen Konstellation?
Ich persönlich meine, dass die Ausgangskonstellation nicht die richtige ist. Ich habe das mit den Sängern lange diskutiert. Bei uns gibt es allerdings am Ende der Oper keine Paare mehr. Die Chance auf Liebe wurde verspielt. Wir sind davon ausgegangen, dass das Spiel mit der Liebe und dem Vertrauen am Ende einen Bruch erzeugt.

Warum klappt es zwischen den Paaren nicht?
Die Frauen werden von den Männern in einen Hinterhalt einer Treueprobe gelockt. Ob da jemals wieder neues Vertrauen entstehen kann, bezweifle ich. Es wurde von beiden Seiten gebrochen: Die Frauen haben sich schnell in neue Männer verliebt, und die Männer sind zu weit gegangen, als sie die Treue ihrer Partner prüfen wollten.

Die Herren verkleiden sich dabei als Albaner. Kann man das glaubhaft inszenieren oder muss man sich da auf eine Komödienkonvention herausreden?
Mozart gibt einem für die Verkleidung nicht viel Zeit. Dass die Damen darauf hereinfallen, hat mit der Lust auf das Neue und Spannende zu tun. Und eine gute Portion Wunschdenken ist auch dabei. Die vier jungen Menschen gehören bei uns einer Oberschicht an, die auf den ersten Blick etwas verklärt wirkt. Don Alfonso und Despina gehören eher einer getrietzten Schicht an.

Die Kammeroper hat ein Faible für gepuderte Turm-Perücken aus dem 18. Jahrhundert. Wird es die auch diesmal geben?
Am Anfang gibt es ein paar Rokoko-Assoziationen. Wir spielen eher mit dem Flair, denn ich bin kein Fan davon, Geschichten zeitlich allzu fest einzuordnen. Die Geschichte steht außerhalb jeder konkreten Epoche, sie kann immer und jederzeit passieren. Wir zeigen eine kaputte reiche Gesellschaft, und selbst wenn Rokoko da ist, ist der ziemlich verschmutzt und unsere Rokoko-Mädels sind dreckige Rokoko-Mädels.

Wie sind Sie Regisseurin geworden?
Ich bin ein Theaterkind – mein Vater ist Opernsänger und meine Mutter Schauspielerin. Ich konnte dem nicht entfliehen. Ich habe eigentlich szenisches Schreiben in Belgrad studiert, weil ich meine ursprüngliche Heimat kennelernen wollte. Ich bin sehr früh mit meinen Eltern aus Serbien weggezogen und in Deutschland zur Schule gegangen. Dann habe ich begonnen, im Theater zu assistieren, um zu schauen, was dort aus den Texten wird. Meinen ersten festen Job hatte ich in Köln. Der Intendant Uwe-Eric Laufenberg hat mich nach Wiesbaden mitgenommen.

Wo kommen die Sänger von „Cosí fan tutte“ her?
Ein Teil sind Absolventen der Musikhochschule in Wien, zwei Damen kommen aus München. Außerdem gibt es einen jungen Sänger aus Düsseldorf, der ursprünglich aus Havanna stammt. Die drei Damen und Ferrando sind doppelt besetzt, weil sehr viele Vorstellungen unmittelbar aufeinanderfolgen.

Warum werden die Arien und Ensembles auf Italienisch gesungen und die Rezitative in Deutsch?
Im Hubertussaal gibt es keine Möglichkeit für Übertitel. Der Zuschauer soll den Sprachwitz der Dialoge verstehen. Deshalb sind die Rezitative auf Deutsch. Die Arien und Ensembles werden durch den Wechsel der Sprache zu einer Traumwelt der Gefühle.

Premiere am Donnerstag, 19.30 Uhr. Auch am 25., 26., 29. und 30. August und bis zum 15. September. Karten von 15 bis 45 Euro unter www.kammeroper-muenchen.com und Telefon 54818181, www.muenchen-ticket.de

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