Auftakt mit der Festspielnacht in den Fünf Höfen
Diese Nacht im Juni ist unser Dankeschön an alle Münchner“, sagt Michael Diederich. Auch dieses Jahr erwartet der Sprecher des Vorstands der HypoVereinsbank wieder rund 12 000 Besucher zum Auftakt der Münchner Opernfestspiele in den Fünf Höfen. Und es ist für jeden etwas dabei: „Bei Pop, Salsa, Klassik oder Literatur gibt es für unsere Gäste immer wieder Überraschendes zu entdecken – auch für ein Publikum, das sich nicht zu den klassischen Opern-Fans zählt.“
Eine Hauptrolle übernimmt dabei wie jedes Jahr das Bayerische Staatsorchester, das jeden Abend im Orchestergraben des Nationaltheaters spielt. Carlos Vera Larrucea tritt bei der UniCredit Festspiel-Nacht um 22 Uhr im Theatinerhof auf. Mit seinen Kollegen aus der Schlagzeuggruppe und einigen Gästen spielt er Salsa – bis zum Ende des Programms gegen Mitternacht.
Vom Vibrafon bis zur rasselnden Kette
Carlos Vera Larrucea stammt aus Chile und ist Sohn eines Schlagzeugers. Das Vibrafon ist sein Hauptinstrument. Er ist damit unter anderem beim Ballettabend „Portrait Wayne McGregor“ zu hören, der am gleichen Abend im Nationaltheater stattfindet und live in den Amirahof übertragen wird. Aber der in Chile geborene Musiker spielt im Staatsorchester auch noch Triangel und 50 weitere Schlaginstrumente. Das kann in den „Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann auch eine Eisenbahnschiene sein, oder in Janáèeks „Aus einem Totenhaus“ eine rasselnde Kette. Bei Wagners „Parsifal“ – der ersten Premiere der diesjährigen Festspiele – sind die Schlagzeuger des Orchesters der Staatsoper an Tamtams zusammen mit Klavieren für den Klang der Gralsglocken zuständig.
Das Bayerische Staatsorchester ist unter seinem Generalmusikdirektor Kirill Petrenko nicht nur Weltklasse, es ist auch in der Besetzung international. Neben Vera Larrucea gibt es noch einen zweiten Chilenen im Orchester, und auch sonst nimmt in deutschen Orchestern der südamerikanische Anteil zu – unter anderem auch dank der musikalischen Ausbildung, die das beispielhafte Programm „El Sistema“ in Venezuela durch seine Jugendorchester bot und das auch in anderen Ländern nachgeahmt wurde.
Das Fundament des Orchesterklangs
Natürlich gibt es im Bayerischen Staatsorchester auch Hiesige wie den Kontrabassisten Reinhard Schmid. Er hat in München studiert und kam nach drei Jahren im Orchester des Nürnberger Theaters ans Nationaltheater, wo er seit 1998 spielt. Mit seinen zehn Kollegen ist er um 23 Uhr in der HypoVereinsbank- Filiale am Promenadeplatz mit Musik von Verdi, Puccini und Chatschaturjan zu hören – in Arrangements, weil originale Musik für Kontrabassensembles sehr dünn gesät ist.
Schmids Instrument ist so etwas wie das Fundament des Orchesters. Nirgendwo ist das bei den Opernfestspielen besser zu hören als in Wagners „Rheingold“, das mit dem tiefen Es der Kontrabässe als Urklang beginnt. Wer das tiefste der Streichinstrumente solistisch hören will, muss allerdings auf die kommende Saison und die nächsten Festspiele warten: In „Salome“ gibt es ein berühmtes Ächzen der Kontrabässe bei der Hinrichtung Jochanaans, in Verdis „Otello“ begleitet das Instrument den Auftritt des Titelhelden im letzten Akt.
Mit Realitätsbezug
Aber der Reiz des Instruments liegt für Schmid in der Vielfalt und im riesigen Tonumfang, den die Musiker bei ihrem Auftritt in der Festspielnacht ausspielen werden. Natürlich kennt der Musiker auch das Stück von Patrik Süskind. „Man kann einen gewissen Realitätsbezug nicht verleugnen“, sagt Schmid, auch wenn vieles natürlich übersteigert sei.
Süskind holte sich bei einem Musiker des Staatsorchesters Rat, als er den Monolog für Nikolaus Paryla schrieb. Spott über sein großes Instrument hört Schmid öfter. „Aber es hat den Vorteil, dass man es nicht vergisst“, meint er im Hinblick auf von Geigern in der S-Bahn hin und wieder vergessene Violinen, über die man gelegentlich in der Presse liest.
Bei einem Kammerkonzert der Opernfestspiele sind die Kontrabassisten noch ein weiteres Mal als Gruppe zu hören – das stärkt den kollegialen Zusammenhalt und verbessert das Zusammenspiel im Orchester. Dieser Auftritt am 15. Juli im Cuvilliés-Theater wird moderiert und begleitet vom Tubisten Andreas Martin Hofmeir, einem ehemaligen Mitglied von LaBrassBanda.
Fußball verstummt
Die Auftritte von Carlos Vera Larrucea und Reinhard Schmid sind nur ein winziger Teil des Riesenprogramms der UniCredit Festspiel-Nacht. Attacca, das Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters, spielt eine Hommage an Leonard Bernstein zum 100. Geburtstag. Der Regisseur Axel Ranisch und der Schauspieler Stefan Hunstein lesen bei Hugendubel und im Literaturhaus. Passend zum derzeitigen „Faust“-Festival gibt es Auszüge aus Gounods Oper, ein Puppenspiel und einen Mephisto-Walzer.
Fußball gibt es übrigens auch: Das WM-Spiel Deutschland gegen Schweden wird als stumme Live-Übertragung zu sehen sein und von Stephan Graf von Bothmer entsprechend des Spielverlaufs mit Klavieruntermalung begleitet. Es gibt also (fast) nichts, was zu einem perfekten Sommerabend fehlt.
Samstag, 23. Juni, ab 20 Uhr in den Fünf Höfen sowie im Literaturhaus, dem Theatinerhof, der Salvatorkirche und auf der Kardinal-Faulhaber-Straße. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei