Anna Netrebko singt Tschaikowsky bei den Opernfestspielen im Nationaltheater

Keine Manon, dafür aber Tatjana: Die Netrebko tritt im Juli bei den Opernfestspielen in „Eugen Onegin“ auf
von  Robert Braunmüller

Am Montag war die Enttäuschung groß: Knapp zwei Wochen vor der mit Spannung erwarteten Premiere von Puccinis „Manon Lescaut“ gab Anna Netrebko die Titelpartie zurück. Sie konnte sich mit dem Regisseur Hans Neuenfels nicht über die Deutung der Rolle verständigen. Für die Russin springt Kristine Opolais ein.

„Das böse Regietheater!“, stöhnte so mancher. Doch damit hat Anna Netrebko offenbar weniger Probleme als viele ihrer Fans. Zur Milderung des Katzenjammers gab die Bayerische Staatsoper gestern bekannt, die Russin werde bei den Opernfestspielen 2015 an zwei Abenden die Tatjana in Tschaikowskys „Eugen Onegin“ singen. Sie tauscht die Rolle mit Kristine Opolais, die auch während der Festspiele als Manon auftreten wird.

Der Münchner „Eugen Onegin“ mit seinen schwulen Cowboys schaut auch nicht gerade so aus, wie sich Putin seinen Tschaikowsky vorstellt. „Ich freue mich sehr, dem Münchner Opernpublikum in dieser Spielzeit doch noch Anna Netrebko auf der Bühne präsentieren zu können, zumal in einer so kühnen und konsequenten Inszenierung wie der von Krzysztof Warlikowski“, sagte Opernintendant Nikolaus Bachler zur Rochade der beiden Sängerinnen.

Was zum Zerwürfnis zwischen Anna Netrebko und Hans Neuenfels führte, liegt weiterhin im Dunkeln. Der Regisseur ist für seinen bisweilen ruppigen Ton bekannt. Daran soll es aber nicht gelegen haben. Warum hat sich die Staatsoper nicht von Neuenfels getrennt? Weil das in diesem späten Stadium der Proben auch nichts an dem Grundkonzept und den unvereinbaren Ansichten über die Rolle geändert hätte, heißt es dazu aus dem Nationaltheater.

Vielleicht hätte die Netrebko öfter mit ihrem Verlobten Yusif Eyvazov telefonieren sollen. Der aserbaidschanische Tenor vertrat bei den ersten Proben den später angereisten Jonas Kaufmann. Auch die Netrebko war nicht von Anfang an dabei. Eine alte Unart des Opernbetriebs, die schon öfter zur unüberbrückbaren Missverständnissen geführt hat.

 

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