"Alles unter einer Tanne": Wie im richtigen Leben

München - Ein Weihnachtsfest mit schicksalhaften Bescherungen: Elli hat wieder nicht nur ihren geschiedenen Mann Robert eingeladen, sondern auch die erwachsenen Kinder, denen noch immer vorgegaukelt wird, dass die Eltern zusammen leben.
Doch in diesem Jahr sind auch Ellis Lover und Roberts Gschpusi versehentlich mit dabei und es kommt, was kommen muss. Der Berliner Autor Lo Malinke versammelt die Sippe in seinem Stück "Alle unter eine Tanne", das heute in der Komödie im Bayerischen Hof seine Münchner Premiere erlebt. Wer Malinke als eine Hälfte des 2014 aufgelösten Musikkabarettduos Malediva kennt, findet die schlagfertigen Dialoge der Shows im Stück wieder. Elli und Robert werden von Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig gespielt, die auch im richtigen Leben ein Ehepaar sind.
AZ: Herr Joswig, eine Ihrer zahlreichen beliebten Rollen im deutschen Fernsehen war der Kapitän in der ZDF-Serie "Küstenwache". Inzwischen hat sie der Naturschutzbund Deutschland zum Botschafter für "Meer ohne Plastik" ernannt, und das ist in diesem Fall keine fiktive Figur. Was ist Ihr Auftrag?
RÜDIGER JOSWIG: Das liegt mir sehr am Herzen. Unsere Meere ersticken im Plastikmüll und ich bin nicht für den NABU tätig, sondern für uns alle. Wenn die Meere vom Müll befreit werden, nutzt das uns allen. Das fängt damit an, dass wir gar nichts mehr reinwerfen. Gehen Sie mal am Meer spazieren, dann sehen Sie, wie viel Müll da liegt. Ich habe schon mal meine Kollegen zusammengerufen und gesagt: Heute räumen wir mal den Strand auf. Ich bin der Meinung, dass Plastik ein Stoff aus der Hölle ist. Wir können nicht komplett darauf verzichten, aber wir können beim Gebrauch bewusster damit umgehen. Plastiktüten, zum Beispiel, braucht kein Mensch und kann man völlig abschaffen. Ein Leinbeutel kostet nicht viel, man trägt sein Obst damit nach Hause und muss dann kein Plastik entsorgen.
CLAUDIA WENZEL: Wenn Rüdiger etwas macht, dann will er es auch richtig machen. Schon als wir in den frühen 90er-Jahren zusammenkamen, hat er darauf geachtet, den Müll zu trennen und kein Plastik zu kaufen. Ich habe spaßeshalber "Mein Greenpeace" zu ihm gesagt, aber ich finde das gut und er lebt das auch.
Frau Wenzel, Elli wird in einer Regieanweisung so beschrieben: "Sie lügt und manipuliert ohne schlechtes Gewissen zum Wohle ihrer Lieben". Sehen Sie die Figur, die Sie spielen, auch so?
CLAUDIA WENZEL: Das ist genau Elli. Sie ist eine intelligente Psychotherapeutin, die alles für ihre Familie macht, aber auch ihr Beruf bedeutet ihr viel. Deshalb hatte sie die Kinder manchmal hintenan gestellt. Trotzdem ist die Familie wichtig und da darf nichts zusammenbrechen. Doch alles zerbricht und deshalb manipuliert sie.
Über Robert schreibt der Autor: "Bei Problemen steckt er gerne so lange den Kopf in den Sand, bis sie sich von allein gelöst haben".
RÜDIGER JOSWIG: Genau. Und er überlässt dann alles Elli. Ich habe mich ihr unterworfen. Ich will immer meine Kinder sehen, vor allem an Weihnachten. Ich habe das in der eigenen Familie so erlebt, als ich mich scheiden ließ: Oh Gott, Weihnachten ohne die Kinder! Weihnachten ist das emotionalste Fest des Jahres und deshalb wird heile Welt gespielt. Aber er ist dann derjenige, der reinen Tisch machen will.
CLAUDIA WENZEL: Es gibt auch einen Film, nach dem dann erst das Stück entstand. Gaby Dohm spielt meine Rolle und Michael Gwisdek die von Rüdiger. Wir haben es uns später einmal angesehen und fanden, wir sind besser.
RÜDIGER JOSWIG: Wir fanden es gar nicht lustig. Bei uns dagegen geht die Post ab. Darauf kann sich das Publikum freuen.
CLAUDIA WENZEL: Und es ist kein Schenkelklopfer, sondern einfach eine gute Komödie.
Sie sind miteinander verheiratet und spielen ein Paar, das ein herzlich zerrüttetes Verhältnis unterhält. Macht es Spaß, sich im Schutz der Bühne auch richtig mal anzugiften?
CLAUDIA WENZEL: Ja, das macht schon mal Spaß. Es ist mal was anderes. Das Reizvolle am Schauspielerberuf ist ja, dass man mal so richtig loslegen kann.
RÜDIGER JOSWIG: Ach so siehst du das? Du darfst mir also Sachen sagen, die du dich sonst nicht zu sagen traust.
CLAUDIA WENZEL: Dazu gibt es doch überhaupt keinen Grund.
Bleiben wir im persönlichen Bereich. Nach der Premiere werden Sie noch 23-mal wach, und dann ist Heiliger Abend. Freuen Sie sich schon darauf?
CLAUDIA WENZEL: Weihnachten ist für uns immer ein schönes Fest.
RÜDIGER JOSWIG: Vor allem für meine Frau. Weihnachten ist für sie ein wahrhaft heiliges Fest. Die Wohnung ist so geschmückt, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Auch das Treppenhaus und sogar der Fahrstuhl werden geschmückt.
CLAUDIA WENZEL: Das hängt wahrscheinlich mit meiner Kindheit zusammen. Wir haben Weihnachten immer sehr zelebriert. Wir waren eine große Familie und meine Eltern machten, obwohl relativ wenig Geld da war, dass Weihnachten immer etwas ganz Besonderes war. Ich freue mich schon auf die schönen Münchner Weihnachtsmärkte, die wir nach der Premiere besuchen wollen.
RÜDIGER JOSWIG: Wenn wir nach den vier freien Tagen aus Berlin wieder zur Vorstellung zurückfahren, schmückt sie im Zug mit Lichterketten und Weihnachtsservietten einen Tisch und erwartet von mir, dass ich mit ihr Weihnachtslieder singe.
Komödie im Bayerischen Hof, Premiere heute, bis 18. Dezember und 25. Dezember bis 1. Januar, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, 089 29161633