Ältere Scherze, jugendliche Sänger

Cuvilliestheater: Donzettis „Don Pasquale“ in Brigitte Fassbaenders Regie
Volker Boser |
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Am Ende wird den Männern eine Schürze umgebunden und die Welt ist wieder in Ordnung. Mag es auch der Komponist nicht ganz so krass gemeint haben: Sacha Guitrys Erkenntnis, im Programmheft nachzulesen, dürfte auch ihm bekannt gewesen sein: „Die Liebe ist eine Gemütskrankheit, die durch die Ehe oft schnell geheilt werden kann.“

In Brigitte Fassbaenders Inszenierung von Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ wird bereits zur Ouvertüre klar, worum es eigentlich gehen sollte: Man blickt in einen düsteren, leeren Raum mit einer Öffnung an der Decke, aus der ein kleiner Amor wie eine Putte aus Porzellan herabgelassen wird (Bühne: Bettina Munzer). Die Reaktionen auf dieses Symbol der Liebe fallen höchst unterschiedlich aus. Die einen bleiben gleichgültig, manche blicken sehnsüchtig nach oben, andere wiederum werden regelrecht aggressiv.

Ein hübscher Einfall, dem leider nichts Gleichwertiges folgt. Das erste Duett zwischen dem heiratslustigen Pasquale und dem Strippenzieher Malatesta findet in einer Zahnarztpraxis statt. Norina absolviert zu ihrer Auftritts-Arie ein ausgeklügeltes Fitness-Programm und wagt ein Tänzchen mit dem Postboten, der in einer Ritterrüstung steckt. Nach der erschwindelten Hochzeit mit Pasquale tauscht sie das Dirndl gegen einen Hosenanzug. Ernesto, ihr jugendlicher Liebhaber, hält sich vornehmlich im Bett auf – alles Pointen, mit Maßen witzig, manchmal albern, zumeist sehr bekannt.

Das Faschingstreiben auf der Bühne wird unterstützt vom Dirigenten Marco Comin, der die Musik stramm und schrecklich laut vorantreibt. Charme ist verboten. Die gute Nachricht: Es wird prächtig gesungen. Die Norina von Anja-Nina Bahrmann könnte in jedem größeren Haus punkten – das Timbre weich und rund, die Koloraturen brillant, die Höhen sicher. Franz Hawlata in der Titelrolle setzt seine ganze Routine ein, er weiß, wie man derlei Spaß effektvoll über die Rampe zu bringen hat.

Geradezu eine Entdeckung, wenn auch ein wenig nervös, Bogdan Mihai (Ernesto), der seine helle Tenorstimme stilistisch makellos zu führen versteht. Akzeptabel Mathias Hausmann als Malatesta. Eine Aufführung, in der die Sänger dominieren: Das ist weit mehr als die halbe Miete.

 

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