Interview

Abdullah Kenan Karaca: Die Sinnsuche im Wirtshaus

Abdullah Kenan Karaca inszeniert Werner Schwabs "Übergewicht, unwichtig: Unform" im Volkstheater.
Mathias Hejny |
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Steffen Link, Nina Steils, Silas Breiding, Pola Jane O'Mara und Pascal Fligg spielen Werner Schwab.
Steffen Link, Nina Steils, Silas Breiding, Pola Jane O'Mara und Pascal Fligg spielen Werner Schwab. © Gabriela Neeb

München - Kurz nach dem Residenztheater startet auch das Volkstheater in die Restspielzeit, die nach dem Lockdown in der dritten Corona-Welle noch bleibt. Natürlich gelten für die Vorstellungen die üblichen Einschränkungen: Wenige Zuschauern, dafür viel Zwischenraum. Am Donnerstag ist Premiere von "Übergewicht, unwichtig: Unform" des österreichischen Sprachschwerathleten Werner Schwab aus dem Jahr 1991. Abdullah Kenan Karaca inszeniert die zwischen Katholizismus und Kannibalismus irrlichternde Wirtshausgroteske.

AZ: Herr Karaca, draußen sinkt der Inzidenzwert. Steigt nun wieder die Stimmung im Volkstheater?
ABDULLAH KENAN KARACA: Auf jeden Fall. Wir hatten wieder die ersten Vorstellungen und auf der Bühne wie im Zuschaueraum herrschte eine überwältigende Stimmung. Auch auf den Proben ist es so.

Umzug ins neue Volkstheater ist im vollen Gange

Sie ziehen bald aus der früheren Turnhalle in der Brienner Straße in das neue Volkstheater im Schlachthofviertel. Stapeln sich schon die Kartons?
Der Umzug ist im vollen Gange. Es ging schon im März los. Die Bauproben sind bereits angesetzt und die Regisseurinnen und Regisseure für die neue Spielzeit engagiert. Die Hoffnung ist groß, dass wir das Münchner Volkstheater im Herbst mit allem Drum und Dran eröffnet wird..

Konnten Sie sich schon ein wenig auf der Bühne und in den Proberäumen umsehen?
Ich war schon zwei oder drei Mal dort. Das neue Haus ist unfassbar schön. Das war noch im Februar. Aber ich wohne gleich um die Ecke und habe gesehen, dass das Gerüst außen schon weg ist. Es ist also fast fertig.

"Nicht einfach eine Wirtshaussituation, bei der man sitzt und redet"

Ihre aktuelle Inszenierung ist nicht Ihre erste Beschäftigung mit einem der "Fäkaliendramen" von Werner Schwab. Was macht seine Stücke für einen Regisseur interessant?
Schwab stellte den "Präsidentinnen" voran, dass er den Schmutz, den Menschenschmutz aufwirbeln will, aber er ist einer, der das nicht düster und schlecht gelaunt erzählt, sondern es ist immer Humor darin. Es geht natürlich immer darum, sich gegenseitig fertig zu machen, um über Wasser zu bleiben. "Übergewicht, unwichtig: Unform" ist nicht einfach eine Wirtshaussituation, bei der man sitzt und redet. Da gibt es das "Schöne Paar", das eine Projektionsfläche ist. Deren Leben wird mit Gewalt beendet. Aber es ist auch absurd, Menschen aufzuessen und im zweiten Teil darüber zu reden, dass man ein schlechtes Bauchgefühl hat. Es ist ein permanentes Suchen mit der Frage: Wer bin ich als Mensch? Man vergleicht sich mit den anderen und will mit aller Gewalt nicht der Letzte in der Rangordnung sein. Der Schwabsche Kosmos, in dem man da eintaucht, ist schon sehr speziell.

Die Gattungsbezeichnung des Stücks lautet "Ein europäisches Abendmahl". Wo findet sich in einem steirischen Wirtshaus Europa?
Es gibt auch den europäischen Gedanken, aufeinander zuzugehen und zu versuchen, das Miteinander nicht nur im Kleinen, im Wirtshaus, im Dorf oder in der Stadt zu leben. Da gibt es natürlich Reibungen, aber man muss ständig daran arbeiten, dass es einer Erfolgsgeschichte wird. Das "Abendmahl" bringt das Ganze in einen geistlichen Kontext. Das ist eine spannende Mischung.


Münchner Volkstheater, Premiere: 20. Mai, weitere Vorstellungen am 21. Mai, 31. Mai, 8., 19. Juni, 20 Uhr, Telefon 089/5234655

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