Abdelkarims neues Programm: "Bist Du Fernsehen?"

Der Kabarettist Abdelkarim kommt mit seinem Programm "Staatsfreund Nr. 1" nach München. Die AZ hat ihn zum Interview getroffen.
von  Thomas Becker
Abdelkarim erhielt 2015 den Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen Kabarettpreises.
Abdelkarim erhielt 2015 den Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen Kabarettpreises. © Tobias Hase/dpa

München - Abdelkarim ost ein deutsch-marokkanischer Komiker aus Bielefeld. Oder, wie er es in der Ankündigung zu seinem neuem Programm nennt: ein Deutscher gefangen im Körper eines Grabschers. Aber Abdelkarim hat sich um den Gesellschaftsteilnahmeschein bemüht.

Und er hat es geschafft: Er ist der wichtigste Mann in Deutschland, so zumindest in seinem Programm "Staatsfreund Nr. 1"!

AZ: Auf dem Plakat zum neuen Programm sind Sie mit Hund zu sehen. Ist das a) gar nicht Ihr Hund, b) einfach nur Spaß oder c) ein Ablenkungsmanöver, da der Hund ja der treueste Staatsfreund des Menschen ist?
ABDELKARIM: d) Der Hund war auf einmal da. Er wollte unbedingt mit aufs Foto und als wir mit dem Shooting fertig waren, war er auf einmal weg. Das Plakat ist also gleichzeitig eine Vermisstenanzeige.

Sie betonen stets, dass der Großteil Ihres Bühnenvortrags selbst erlebt oder nur zugespitzt ist. Von wie viel Prozent sprechen wir da in etwa?
Es ist jetzt nicht so, dass ich das überall betone und sage "Wow, Leute, den Großteil meiner Geschichten habe ich selbst erlebt. Bin ich nicht ein geiler Typ?!", sondern es ist meine Antwort, die ich gebe, wenn man mich fragt, woher ich meine Geschichten habe. Und da diese Frage sehr häufig kommt, kommt auch die Antwort sehr häufig. Wir sprechen von ungefähr 96,7Prozent.

Ottfried Fischer bezeichnete Sie als "politischen Unterhaltungskünstler". Wie sehen Sie sich?
Ach du Schande, ganz schwierige Frage. Mittlerweile gibt es für Menschen auf der Bühne so viele Bezeichnungen, dass ich den Überblick verloren habe. Ich dachte sehr lange, es gibt nur die Bezeichnungen "Comedian" und "Kabarettist", aber letzte Woche hat mich einer gefragt "Bist du Fernsehen?" Ich bin auf jeden Fall kein Sänger, so viel ist sicher.

Es gibt im öffentlich rechtlichen Fernsehen wohl niemanden, der so nah an der Jugendkultur dran ist wie Sie – obwohl Sie auch schon 35 sind. Wo holen Sie sich die Updates her?
Ich bin noch bei SchülerVZ...

Wer ist Ihr Lieblings-Gangster-Rapper?
DJ Bobo. Seine Texte sind zwar jugendfrei, aber er tanzt wie ein Gangster. Außerdem nennt er sich DJ, aber er rappt. Ihm ist also wirklich alles egal.

Ihr Lieblings-Vorurteil?
Einmal hat mir ein Taxifahrer in Mainz gesagt: "Bei uns arbeiten zwei Marokkaner. Kennst du die?" Viele Menschen glauben, dass sich alle Marokkaner in Deutschland kennen. Das ist auf jeden Fall mein Lieblings-Vorurteil.

Wie definieren Sie eigentlich Toleranz?
Toleranz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Ziel ist Akzeptanz.

Glauben Sie, dass Comedy oder politisches Kabarett eine Wirkung beim Zuschauer hinterlässt?
Auf jeden Fall. Gemeinsam mit anderen Menschen lachen macht großen Spaß und ganz beiläufig erweitert man seinen Horizont.

Was erwartet Sie im November beim Auftritt in Ihrer chronisch gedissten Heimatstadt Bielefeld?
Hoffentlich eine Stadt, die noch in der 2. Liga spielt.


11. März, Große Aula der LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1, Einlass:19 Uhr

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