Budenzauber ohne Mätzchen

David Garrett mit dem Violinkonzert von Max Bruch in der Philharmonie
von  Abendzeitung

David Garrett mit dem Violinkonzert von Max Bruch in der Philharmonie

Seine Fans denken, Klassik-Gralshüter würden ihm seine Erfolge als Popstar neiden. Das ist schon deshalb unsinnig, weil seit Niccoló Paganini etwas Budenzauber zum Geigengeschäft gehört. Und: Crossover kann eine Einstiegsdroge sein. David Garrett lockte mehr und jüngere Leute in die Philharmonie als vor einer Woche die unter Fachleuten viel höher eingeschätzte Julia Fischer.

Woran liegt das? Das Konzert Max Bruch geht schlicht und einfach mehr zu Herzen als Chatschaturian. Garrett begann es rhapsodisch frei und spielte, wo es angebracht war, geschmackvoll gleitend zwischen den Noten, was der Kenner Portamento nennt. Richtige Schluchzer gab es erst hinteher bei Dvoráks zugegebener „Humoreske“. Bei der Schmonzette passte es, und bei Bach mied der Geiger solche Mätzchen wieder. Er ist auf dem Podium einfach ein netter Typ, der sich nicht mit unnahbarer Kühle inszeniert und seinem Publikum eine gute Zeit samt Entertainment beschert. Da verzeiht man ihm, dass er nicht so strahlend spielt wie die Kollegin.

Zum zweiten aber hatte Garrett die viel besseren Partner. Das Bergen Philharmonic Orchestra brillierte nach der Pause in Strawinskys „Petruschka“ mit kristalliner Klarheit, ohne die enorme Virtuosität aller Gruppen zum Selbstzweck hochzujubeln. Andrew Litton erwies sich als unspektakulärer, aber grundsolider Sachwalter der Partitur. Den Namen dieses Kapellmeisters sollten sich Münchens Orchesterintendanten hinter die Ohren schreiben.

Robert Braunmüller

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